Ulla Genzel kommt aus Kevelaer, einem bekannten niederrheinischen Wallfahrtsort, und ist in ihrer Heimat inzwischen eine bekannte Künstlerin. Auch „mein Dorf“ (damals war es noch klein) pilgerte jedes Jahr nach Kevelaer, und ich kann mich nur allzu gut an die schmerzenden Blasen unter meinen Füßen erinnern. Mein erster Roman „Mit Winnie in Kattendonk“ (mein Fantasiename für Grefrath) spielt am Niederrhein, und ich finde den Zufall bemerkenswert, dass Ulla ausgerechnet in Winnekendonk wohnt – das klingt fast wie mein Buchtitel! Ihr wimmeliger Markttag weckt bei mir gleich alte Erinnerungen.
Wenn ich Ullas Bilder sehe, bekomme ich jedes Mal Heimweh. Nach meiner Kindheit, meiner Freundin Winnie, nach alten Scheunen und bunten Blumenwiesen, nach Weiden mit friedlich grasenden Kühen und Pferden, nach Weihrauchduft und Kevelaer, nach kleinen Flüssen und Kopfweiden – eben nach dem Niederrhein, wo er am schönsten ist. Ich kenne Ulla aus einer kreativen fb-Gruppe und inzwischen sind wir längst „richtige“ Freundinnen. Wir haben vieles gemeinsam, etwa die Liebe zur Natur und zum farbenprächtigen Herbst, wir mögen beide St. Martin (natürlich mit den alten Liedern!) und den stillen Winter, frischen Schnee und geheimnisvollen Nebel.
Aber der Niederrhein ist natürlich zu allen Jahreszeiten wunderschön. Momentan gibt es dazu (bis zum 24. April) eine Ausstellung mit Ullas Bildern im Foyer des Gelderner Bürgerbüros. Sie heißt „Jahrszeiten am Niederrhein“.
Viele von Ullas Bilder haben kleine Geschichten. Die üppige Blumenwiese mit der Schaukel für Dana hat Ulla für die Tochter einer Freundin gemalt.
Ulla Genzel ist gelernte Gärtnerin und hat mir erzählt, dass sie vor vielen Jahren einen Duftgarten für eine blinde alte Dame angelegt hat, die nicht immer blind gewesen war und sich daher die Farben und Formen der Pflanzen und Blumen sehr genau vorstellen konnte. Sie wußte daher auch, welche Blumen sie am liebsten in ihrem Garten haben wollte, und der Duftgarten wurde mit viel Liebe angelegt und gärtnerisch gepflegt. Anhand der verschiedenen Düfte konnte sie sich sehr sicher darin bewegen und wußte genau, wo sie gerade war. Und so wanderte die zierliche alte Dame so oft es das Wetter zuließ zu ihrer kleinen Bank am Ende des Gartens und genoss auf dem Weg all die vielen, vielen Düfte, blieb stehen, atmete tief ein, berührte die Pflanzen. Sie sagte, dass sie ihren Garten sehr wohl sehen konnte, wenn auch nur in ihrer Vorstellung. Ulla hat dieser ganz besondere Duftgarten damals so gerührt, dass sie ihn gemalt hat. Es war eins ihrer ersten Ölbilder.
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„Im Dezember 1960 wurde ich in Kevelaer geboren und bin auch dort aufgewachsen“, erzählt Ulla über sich. „Ich erlernte den Beruf der Gärtnerin, da sich schon früh die Liebe zur Natur bei mir abzeichnete. Schon seit frühester Kindheit habe ich gerne gemalt, auch um meinem Großvater nachzueifern, der wunderschöne Bilder in Öl malte. 1987 nahm ich Unterricht bei einer Kevelaer Künstlerin, um das Aquarellmalen zu erlernen. Sie gab mir einen Satz mit auf meinen Weg, der mich bis heute begleitet: „Male was du siehst, nicht was du weißt!“ Zwei Jahre später gründete ich eine Künstlergemeinschaft und wir machten unsere erste Ausstellung. Ich verkaufte die meisten meiner Bilder, doch ich war todunglücklich. Irgendwie waren die Bilder wie meine Kinder, ich konnte mich kaum von ihnen trennen. Nachdem sich die Künstlergemeinde aufgelöst hatte, malte ich jahrelang nur für mich selbst und für meine Freunde und meine Familie. Vor drei Jahren entdeckte ich das Acrylmalen und war sofort begeistert, denn man kann Acryl verwenden wie Aquarell oder auch wie ÖL. Ein guter Freund meldete mich ohne mein Wissen bei einer Ausstellung an. Ich hätte ihm am liebsten den Kopf abgerissen! Doch ich machte mit. Und auch diese Ausstellung wurde ein Erfolg. Seitdem male und male ich, die wundervolle Natur um mich herum, am liebsten aber die niederrheinische Landschaft. Inzwischen ist Malen kein Hobby mehr, sondern eine Passion. Mittlerweile bin ich freischaffende Künstlerin. Wenn ich male, bin ich der glücklichste Mensch auf der Welt, und ich wünsche mir, dass man das meinen Bildern auch ansehen kann.“
Ich finde, man sieht es ihren Bilder nicht nur an, man fühlt es auch!
Seit meiner letzten Lesung in Kevelaer bin ich stolze Besitzerin eines kleinen Gemäldes von Ulla, das den Namen „Kattendonk“ trägt und durch mein erstes Buch inspiriert wurde. Vielleicht fällt ihr zu „Niersbeck“ (mein Fantasiename für Mülhausen) ja auch ein kleines Gemälde ein? Für mein Pferdekapitel hat Ulla mir übrigens den Namen ihres Lieblings Butterblume geschenkt.
Besonders gefreut hat mich, dass Ulla als erste Testleserin meines neuen Buches an einigen Stellen so lachen musste, dass ihr Hund verblüfft zu bellen anfing. Ein größeres Kompliment kann ich mir gar nicht vorstellen!
Ich freue mich schon sehr auf meine Lesung in Kevelaer im Rahmen der Landpartie am Niederrhein, die am 10. und 11. Juni stattfindet. Spätestens dann sehen wir uns wieder!