In den nächsten Tagen möchte ich einige große und kleine Blumenstars aus dieser Jahreszeit zeigen, die sich auch von Corona nicht beirren läßt und gerade in ihren schönsten Farben erstrahlt. Die Bilder stammen von Andy, Anni, Simone und Ulli, die ich seit mehr als vier Jahren kenne. Zum ersten Mal begegnet bin ich ihnen in einer Foto-Facebook-Gruppe, doch schon bald wurden wir ferne „Freunde und Freundinnen“.
Ich habe die vier noch nie persönlich getroffen, und doch haben wir fast täglich Kontakt, schauen immer mal wieder kurz beieinander vorbei und nehmen teil am Leben der anderen, den Sorgen und Verlusten, den Hoffnungen, Glücksmomenten und Freuden. Dass derartige virtuelle Treffen überhaupt möglich sind, gehört für mich zu den besonderen Wundern unserer Zeit. Durch das Internet werden Entfernungen außer Kraft gesetzt, Menschen können mühelos sekundenschnell durch verschiedene Zeitzonen reisen und in Windeseile Städte, Berge, Flüsse und Meere überfliegen.
Die Bilder kommen aus unterschiedlichen Orten im Norden und Süden Deutschlands und sogar aus Kanada. Zunächst wollte ich alle Bilder in einem gemeinsamen Beitrag zeigen, doch dann habe ich entschieden, mehrere Beiträge zu machen. Die Blumen sind einfach zu schön, und jedes Bild verdient es, genauer und in Ruhe für sich betrachtet zu werden.
Die ersten drei Bilder sind von Ulli Jung. Sie lebt in Hamburg und probiert mit ihren Kameras und Objektiven immer wieder Neues aus. Sie experimentiert ausgesprochen gern, „malt“ mit Formen und Farben und beschreitet oft auch ungewöhnliche Wege. Eine Zeitlang erschuf sie fantasievolle, surreale Collagen, die aus anderen Welten zu stammen schienen und in meinem Kopf gleich Geschichten entstehen ließen. Einmal hat sie für mich auf facebook eindrucksvolle Bilder zu meiner Beitragsserie über Träume gemacht.
Momentan hat sie sich auf Macro-Aufnahmen spezialisiert und spürt den ganz kleinen Motiven nach, an denen so viele achtlos vorübergehen. Wenn es sein muss, robbt sie dazu sogar bäuchlings über Wiesen. Am liebsten nachmittags, wenn der Boden nicht mehr ganz so kalt ist.
Vor kurzem hat Ulli eine Foto-Serie nur mit Gänseblümchen gemacht, einer zu Unrecht oft übersehenen Blume, die ich besonders liebe. Mir gefällt auch der englische Name: Daisy. Als Kind bin ich zu Hause oft rasch auf den Rasen gelaufen und habe möglichst viele Daisies gerettet, bevor der Rasenmäher sie abschnitt. Ich hatte (und habe) sogar mehrere Väschen für diese Winzlinge.
Letztes Jahr erwischte mich ein Bekannter dabei, wie ich zwei Tütchen mit Gänseblümchensamen verstreute. „Ich seh‘ wohl nicht richtig? Du säst Gänseblümchen? In euren RASEN?“ Ja, mache ich. Natürlich nur auf den Rasen im hinteren Teil des Gartens, denn der gehört mir und ist entsprechend „unordentlich“ und voller Wildblumen. Im vorderen Gartenteil wächst der richtige Rasen. Der sieht ziemlich so aus, wie ein Rasen aussehen sollte und wird auch regelmäßig gedüngt und vertikutiert.
Wenn sich die Gänseblümchen dorthin verirren (und das tun sie dauernd) grabe ich sie vorsichtig aus und pflanze sie hinten wieder ein. Genau wie die Vergißmeinnicht. Die braucht man nur wieder an anderer Stelle in ein bisschen Erde zu setzen, dann wurzeln sie unverdrossen weiter. Das würde ich am liebsten auch mit Löwenzahn machen. Wenn der nur nicht so lange Wurzeln hätte! Die gehen mir beim Ausbuddeln immer kaputt. Löwenzahn fasziniert mich, weil er so wandelbar ist. Und er ist in jeder Phase auf andere Weise schön. Vielleicht sollte ich ihm mal einen ganzen Beitrag widmen?