Seit meinem ersten Beitrag über die „Niederrhein Rocks“, der noch gar nicht so lange zurückliegt, hat sich in der Gruppe so viel getan, dass ich der Versuchung nicht widerstehen kann, noch ein paar mehr wandernde und ausgewilderte Steine zu zeigen. Die Wahl fällt mir wieder richtig schwer, zumal ich jeden Morgen neue kleine Kunstwerke auf der Seite entdecke.
Inzwischen hat die Gruppe bereits über sechstausend Mitglieder, die überaus aktiv und kreativ sind. Auch diesmal habe ich bei meiner „Präsentation“ kein wirkliches Konzept, sondern wähle einfach nur aus, was für meinen Blick spontan gut zueinander paßt. Schade, dass ich so weit weg wohne, sonst hätte ich bestimmt längst einige Steine adoptiert und hier im Garten ausgelegt. Am Sonntag habe ich mich übrigens tatsächlich selbst mal wieder hingesetzt und Steine bemalt. Seit einigen Jahren habe ich eine Steinspirale vor meinem Haselbusch. Wenn die Farben verschwunden sind, bemale ich die Steine wieder neu. Diesmal zum ersten Mal auch mit Gold. Jetzt leuchten sie in der Sonne.
Die Rocks haben in den letzten Monaten und vor allem während des Lockdowns sicher viele Menschen erfreut, überrascht und getröstet. So fand eine Frau an dem Tag, als ihr Hund eingeschläfert werden musste, auf dem traurigen Nachhauseweg vom Tierarzt gleich zwei Troststeine und konnte ganz kurz wieder ein bisschen lächeln. Übrigens werden nicht alle Steine ausgewildert, etliche werden auch ganz gezielt verschenkt, für bestimmte Personen gestaltet oder nach Wunsch individuell bemalt.
Ein echter Renner sind die sogenannten „Müttersteine“, bei denen das erste Einzelstück, das in der Hebammenpraxis lag, beim Posten auf der fb-Seite so vielen werdenden Müttern gefiel, dass die Malerin erneut zur Tat schritt und der Stein „in Serie“ ging. Besonders anrührend finde ich übrigens die Sternenkindersteine, die von trauernden Eltern auf das Grab ihres verstorbenen Kindes gelegt werden können. Dazu gibt es einige sehr bewegende Geschichten.
Die meisten Steine werden so „versteckt“, dass man sie mit dem richtigen Blick bald findet, wobei vor allem darauf geachtet wird, dass auch Kinder sie gut sehen können. Und so liegen die Rocks malerisch auf Fensterbänken, Mauerkronen, Briefkästen, auf Bänken, Baumstümpfen, in Astgabelungen und Astlöchern, auf Hydranten, Schildern und Weidenpfählen, zwischen anderen Steinen, in Blumembeeten, vor Haustüren, auf Brunneneinfassungen, unter Bäumen, an Laternen oder unter Brücken.
Besonders Kindern, die ja in diesem Jahr vielerorts auf die Ostereiersuche verzichten mussten, machen die Rocks Riesenspaß. Nicht nur beim Finden und Bemalen gibt es viele kleine Fans, sondern auch beim Verstecken. So erfuhr ich von einer gewissen kleinen Enkelin namens Paula, der das Auswildern so gut gefällt, dass sie sich einen Teil von Omas Steinevorrat einfach geklaut hat und nun jeden Tag selbst aktiv auswildert. Das Prinzip hat sie trotz ihres zarten Alters sofort erfaßt. In der Nachbarschaft ist sie bereits eine richtige kleine Berühmtheit.
Danke an die vielen Malerinnen und Maler (ja, es gibt auch Männer in der Gruppe!), die so viel Freude und Zeit in ihre Werke stecken und mir für heute ihre Steine „geliehen“ haben.