Katerstrophen

Im Anschlag…. (BFL)

Keine Ahnung, ob auch andere Katzen so technisch und handwerklich interessiert sind wie meine Kater, aber in den letzten Tagen bringen sie mich hart an meine Grenzen. Seit letzter Woche habe ich nach einem Jahr Hin und Her endlich einen Glasfaseranschluss. Da das Kabel vom Keller ins Wohnzimmer führen sollte, musste leider zuerst noch ein Schreiner her, um ein Loch in den Boden unseres Regalsystems zu sägen, damit man überhaupt an den Fußboden kam, dann auch noch ein Elektriker, der ein extradünnes Glasfaserkabel mitbrachte und durch den engen Kabelkanal zog. Der Telekom-Techniker hatte gleich beim ersten Termin das Handtuch geworfen und sich mit den Worten verabschiedet: „Als Kunde sind Sie verpflichtet, die Zugänge selbst vorzubereiten. So kann man hier nichts anschließen!“ Bis alle Beteiligten hier waren und das Glasfaserkabel geliefert war, vergingen Wochen, und der Übernahmetermin von Vodafone musste zweimal aufgeschoben werden.

Seitliche Annäherung (BFL)

Als der Telekom-Techniker endlich die Buchse in der Wand befestigt hatte, dauerte es wieder eine Woche, bis der Anschluss frei geschaltet wurde. Donnerstag vor Ostern war es soweit. Ans Laufen bringen musste ich das neue System selbst, einen Techniker schicken sie für so Kleinigkeiten nicht mehr raus, jetzt ist ja alles kinderleicht, das kann jeder selbst erledigen. Auch elderly Ladies? Auch die! Gemeinerweise stellte mir Vodafone bereits am Vorabend das WLAN ab. Mitten in der entspannenden Downton Abbey-Folge. Was für ein Frust. Nur gut, das ich aus dem Vertrag raus bin. Am nächsten Morgen kam pünktlich der Telekom-Glasfaser-Link aufs Handy, und ich fing gleich an mit Abbauen, Aufbauen, Verbinden und Starten. Ging leider nicht, obwohl ich alle (viele!) Kabel richtig angeschlossen hatte und selbst die WPS-Taste mir inzwischen ein Begriff war. Der Fernseher steckte fest, das Telefon war tot, der Router blinkte in der falschen Farbe. Also Hotline. Eine ruhige Stimme sprach mir Mut zu. Der Router musste zweimal neu gestartet werden, so richtig vom Strom genommen, weil er zuerst noch die neue „Firmware“ ziehen musste. Irgendwann lief er. Während der gesamten Installation (vier Stunden, inklusive Teepausen, einer Packung Schokoplätzchen, Suchen nach Kundennummer und IBAN zwecks Identifizierung) blieb die Wohnzimmertür geschlossen, um die Kater fernzuhalten. Stellaluna findet Technik langweilig. Oder stressig. Von wem sie das wohl hat? Ich hatte den Router schon Tage vorher aufgestellt, damit Krispin, mein IT-Experte,  sich an ihn gewöhnen konnte. Trotzdem hat er ihn zweimal umgeworfen. Er ist ein passionierter Kletterer und muss jedes Eckchen erkunden. Das Eckchen hinter dem Router war ihm neu. Das blinkende Ding auch. Also erst mal ausgiebig bepfoteln. Der neue Router ist äußerst fimschig, wie wir hier in Köln sagen, aber bisher hat er alle Attacken überlebt und ist weich gefallen. Ich kenne ja meine Pappenheimer und habe vorgesorgt.

Frustriert (BFL)

Die Hoffnung, dass mit dem neuen Router das ganze Haus ein stabiles Netz bekommen würde („Sie haben jetzt schließlich einen extrem starken, hochmodernen Router!“), zerschlug sich leider bald. Schon in der mittleren Etage war das Signal so schwach, dass der Fernseher nicht ins Internet kam und das Handy auf G5 umsprang. Also wieder Kundenservice. Freundlich und kompetent (im krassen Gegensatz zu den Handyvertragsübernahme-Leuten im vorigen Jahr). Eine nette Stimme riet mir zu hauseigenen Verstärkern (Mesh). Ich wollte erst mal nur einen, weil das ja auch wieder extra pro Monat kostet. Der Mesh kam gestern und ich konnte ihn problemlos per WPS anschließen. In dem Zimmer, in dem er leuchtet, ist das Netz toll. In den anderen Zimmern geht es so. Wer gar nicht mehr funktioniert, ist Fred, mein betagter Drucker. Aber ich wollte ja ohnehin einen neuen, Fred quietscht nämlich ganz furchtbar und täglich blockiert irgendwas sein Innenleben und muss neu justiert werden. Ich habe ihm schnell noch ein neues Kabel gekauft, jetzt kann er zwar kein „air print“ mehr, weil man dazu WLAN braucht, aber immerhin noch vom Computer aus drucken. Falls das Glasfaser mal schlapp macht.

Gestern kam auch der neue Drucker, von HP, damit war ich bisher immer sehr zufrieden. Seit Jahrzehnten habe ich Drucker von diesem Hersteller. Alle funktionierten gut und ohne Schnickschnack. Den würde ich ja wohl leicht anschließen können. Fehlanzeige. Router und Drucker verbanden sich zwar sofort („Ich bin jetzt mit Ihrem Gerät verbunden“), aber danach wurde es echt stressig. Der Drucker konnte nur mit Handy und Apps („Benutzerfreundliche Installation“ steht auf der Verpackung!) und diversen Registrierungen aktiviert werden, die fast jedesmal schief liefen. Erst kam die Bestätigungsmail dreimal nicht an, dann war mein Passwort angeblich falsch, dann blockierte mein Paypal, bitte identifizieren Sie sich mit Hilfe der App, immer und immer wieder, bis ich schließlich die Geduld verlor. Man muss wer weiß was einrichten, um drei Monate lang kostenlos Instant Ink zu bekommen. Die drei Tintenmonate hätte ich gern gehabt, Patronen kosten schließlich mehr als Drucker. Aber Instant Ink läßt sich nicht aktivieren. Sieben Mal habe ich es probiert. Sieben ist meine Schmerzgrenze. Ich hätte das blöde HP+  gar nicht einrichten sollen, aber die App hat mich einfach überfordert.

Neuer Anlauf (BFL)

Krispin, mein weißpfotiger Kletterkünstler, liebt Drucker und hechtet begeistert nach oben, wenn der alte Fred sich ins Papier wirft. Meistens schafft er es auch, das Papier durch Dazwischenfunken mit Pfoten und Krallen zum Stauen zu bringen. Bei doppelseitigem Druck, seinem Lieblingsmodus, zieht er das Papier blitzschnell raus, wenn der Drucker versucht, es wieder einzuziehen, und zerfetzt es dann genüsslich. Wie erwartet beobachtete Krispin entzückt das neueste Objekt seiner Begierde. Tolles Katzenspielzeug! Nur für ihn! Wie nett von Frauchen! Meine genervten „Nein“-Schreie hat man sicher bis auf die Straße gehört. Leider hat der Neue keinen Ruhemodus wie seine Vorgänger, dafür gibt er melodische Töne von sich und bunt blinkende Lichtzeichen. Wenn er fertig ist, leuchtet er dauerhaft knallhart in Grellblau, was Krispins ekstatische Pfotenhiebe ins Papierfach stark befeuert. Die Nase kann er allerdings nicht mehr so leicht hineinstecken, weil er dann abschmiert und von der Anrichte fällt. Was ihn natürlich frustriert. Da er klug ist, versucht er es gar nicht. Vor Fred kann er immer sehr schön hocken und dem Papier auflauern.

Der neue Drucker, er heißt Hugh, steht sicherheitshalber unten im Wohnzimmer, damit ich nicht ständig brüllend hinter Krispin die Treppe hoch muss, wenn die Druckerei beginnt. Doch auch mein Wohnzimmer ist nicht der ideale Platz für den coolen Hugh. Wahrscheinlich wäre er nur im Gästeklo sicher, aber da ist bestimmt kein WLAN. Hoffentlich übersteht er die nächsten Nächte. Ich habe das Ruheleuchten jetzt mit meiner schönsten Geburtstagskarte kaschiert, die genau die richtige Größe hat. Ich würde Hugh gern abschalten, aber das darf man nicht, wenn man HP+  gebucht hat, denn er muss jetzt ständig mit dem WLAN-Netz verbunden sein, um richtig zu funktionieren. Deaktivieren kann man das nicht mehr. Wie idiotisch von mir. Vielleicht schalte ich ihn trotzdem zwischendurch mal ab. Zumindest in der ersten Woche.

Hathaway (BFL)

Dass Hathaway letzte Nacht mit seinen neun Kilo ein gut befülltes Brett mit den alten LPs meines Mannes im besagten Regalsystem mit dem Sägeloch hat herunterkrachen lassen, will ich nur am Rande erwähnen. Das Malheur hat mich heute bereits vor dem Frühstück schwer in Wallung gebracht. Bestimmt war auch Krispin beteiligt, denn rechts und links war alles chaotisch und einiges heruntergeworfen. Wahrscheinlich ist der eine gesprungen und der andere geklettert. Gemeinsam sind sie stark. Totalschaden für das Brett und dringendes Sichern der Schallplatten noch vor Tea and Toast. Allein kann ich das nicht richten. Also habe ich den Schreiner kontaktiert, der das Loch in gesägt hat. Hoffentlich kommt er bald. Wird bestimmt teuer.

Stellaluna (BFL)

Zum Glück stand der Router nicht im Fach unter den Schallplatten, sonst wäre er platt. Er leuchtet noch eins weiter unten und hat auch diese Katerstrophe heil überstanden. Aber wie lange noch? Ich erwähne nur am Rande, dass mir die Kater vor zwei Wochen (gemeinsam mit Stellaluna, sie steht total auf Klebepunkte und Klebeband und damit war das Ganze leider befestigt)  in der Küche zwei LED-Lichtschienen abmontiert haben. Sauber und äußerst effektiv. Echte Teamarbeit. Ich habe die drei Muskeltiere auf frischer Tat erwischt. Krispin hatte die eine Schiene noch in den Pfoten. Ist ja auch nur ein fimschiges Plastikding, das nichts aushält. Interaktives Katzenspielzeug halt, wie das meiste heutzutage. Ich vermute, Hathaway hat die Kabel gelöst. Er liebt Kabel. Er hat sogar den abgebrühten Telekom-Techniker geschockt, als er vor seinen Augen das Glasfaserkabel durchgebissen hat. Einfach so. Habe ich schon erwähnt, dass er auch Leitern erklimmt? Sogar zusammengeklappte. Blitzschnell. Da kennt er nichts.

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2 Antworten zu Katerstrophen

  1. Amala sagt:

    1) Vorschläge: Besuch eines schottischen Internats, u.a. wegen körperlichen Auslastung und Ertüchtigung, sowie allgemeine Erziehung – mögliches Problem = Sprache
    2) Freigang, um neue Tätigkeiten zu erlernen und alte zu überschreiben
    3) Futterumstellung („mousing“), um Eigenverantwortung zu lernen
    4) Bett- und Tischverbot (zumindest als Idee und in der Theorie)
    5) Taschengeld kürzen, Fernseh- und Handyverbot

    Erfolgshonorar erfolgt in Bitcoins oder Gummibärchen

    • Bee sagt:

      Danke für die Tipps! Das Internat würde ich nicht aushalten, aber Freigang wäre sicher die beste Lösung, nur ist das Leben an einer stark befahrenen Straße hochgefährlich und elderly Ladys sind nicht so wirklich fit genug, um geflohene Katis ohne Hilfe schnell und effektiv einzufangen. Taschengeld hab ich ihnen schon gekürzt. Und Handyverbot haben sie auch. Aber das Fernsehverbot lehnen sie entrüstet ab.

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