Tatzitus Clawdius Krallus

Hathaway bei der Büroarbeit

Für Hathaway aka Pranko fallen mir ständig neue Namen ein. Vor allem lateinische. Sie haben alle mit seinen mächtigen Pfoten zu tun. Nicht von ungefähr. Er besitzt wahre Eisenklauen, besonders vorne rechts, und schlägt und bohrt sie gern und oft in Dinge, die ihn nichts angehen, mir dagegen sehr am Herzen liegen, zum Beispiel mein Tagebuch oder die Geländerstangen unserer schönen alten Holztreppe. Doch das tun seine beiden Geschwister auch. Dabei habe ich vorsorglich überall Kratzgelegenheiten für die drei angebracht. Doch Regale, Bücher, Zeitschriften und vor allem die Beine meiner geliebten Weichholztische haben es Tatzitus Pranko und seinen Geschwistern nun mal angetan. Ein etwas unschönes Ikea-Teil oben im Flur, das ich seit Jahren dekorativ mit d-c-fix beklebt hatte, haben die Geschwister Coon bereits erfolgreich und sehr häßlich abgefetzt. Stellanluna klettert übrigens gern in Windeseile an unseren Vorhängen empor und zwar so geschickt, dass ich sie nie „in action“ erwische. Sie baumelt bereits unter der Decke, wenn ich es endlich bis zu ihr geschafft habe. Meistens mit Stuhl. Oder mit Leiter. Die Decke hier im Altbau ist einfach zu hoch für mich.

Küchenspiele

Mal sehen, ob es klappt

Auch Captain Hook würde gut zu Hathaway passen, denn eine Kralle an seiner rechten Pfote ist so eisenhart, dass er damit sogar schon das linke Spülbecken in der Küche außer Betrieb gesetzt hat. Ein wenig lautstarke Vorarbeit war zwar nötig, doch dann ging alles Rubbeldiekatz. Zuerst angelte er geschickt den Siebcheneinsatz heraus (sollte man haben, fand ich bis dahin, damit nicht zu viel Essensreste in den Abluss geraten), immerhin zu diesem Zeitpunkt bereits vorsorglich von mir gesichert durch ein großes Metallsieb (frau weiß sich ja zu helfen oder glaubt dies zumindest), das eigentlich zum Salatabtropfen gedacht ist und nicht zur Katerabschreckung. Das Riesending entfernte er wiederholt gekonnt und unter lautem Getöse und setzte es auf der Abtropfseite neben seinem Trinknapf ab.  Danach begann er, den Abfluss so lange zu malträtieren, bis durch das ständige Hochziehen per Eisenkralle unter dem Abflußeinsatz die ehemals weiße Plastikhalterung der Schraube mittendurch brach. Danach war es ein Leichtes, auch das metallene Ding an sich samt Schraube zu entfernen, scheppernd auf den Boden zu schmettern und begeistert herumzukicken, woraufhin zu seiner Freude (er LIEBT Krach!) unter dem Zusatzbecken aufgrund von Materialermüdung oder was auch immer das Rohr abfiel und das daneben liegende Rohr des Hauptbeckens gefährlich verschoben wurde, bis es sozusagen nur noch an seiner seidenen Schraube hing. Kreisch! Spülen und Händewaschen unmöglich, sogar der Anschluss an die Spülmaschine sah plötzlich nicht mehr wirklich stabil aus. Krispin kletterte derweil durch die offene Tür unter die Küchenzeile, was neue Schwerstarbeit verursachte (untere Seitenteile abnehmen und aus heftigem Staubgewölle protestierenden Kater hervorziehen).

Vorsicht Katzen

Das Ganze geschah natürlich an einem Samstag, und der einzige Notdiensttyp, der bereit war zu kommen, zockte grimmig und gnadenlos ab. Tatzitus Krallus sah ungehalten aus nächster Nähe zu, wie sein Kunstwerk zerstört und wieder in den Arbeitsmodus versetzt wurde, hat eine erneute Demontage aber seitdem zum Glück nicht wieder versucht. Er hat wohl mitbekommen, dass der Abzocker uns zusätzlich zum himmelhohen Notfallstundenlohn plus himmelhohen Samstagsfahrtkosten plus Irgendwaszuschlag tatsächlich auch noch 70 Euro extra nur dafür berechnet hat, dass wir „zum ersten Mal Kunde“ bei seiner Firma waren. Natürlich alles bar auf die Kralle (pun intended). Man hätte ihm das Geld wirklich nicht geben sollen, aber es handelte sich um einen besonders muskelbepackten, äußerst maskulinen Menschen. Uns blieb nichts anderes übrig als hart zu schlucken. Das erste und letzte Mal, dass ich diese Firma kontaktiert habe. Ich schwöre!

Büroarbeiten

Lampenkratzereien

Clawdius Tatzitus Hathaways Krallennummer mit dem Aktenordner, in dem sich die verschiedenen Ausdrucke unserer Grundsteuererklärung befinden (ich habe dafür ewig gebraucht und die unterschiedlichen Versionen mehrfach ausgedruckt, sowohl bei Elster als auch bei Buhl, denn immerhin leide ich an Dyskalkulie und das Internet schmiert hier ständig ab, daher gibt es einen eigenen Ordner) fiel für ihn weit weniger befriedigend aus.

Bei „Büroarbeiten“ thront er mit Vorliebe mitten auf dem Schreibtisch, meistens genau vor meiner Nase, damit ich nur noch Augen für ihn habe, am besten auf der Computertastatur (wobei er es genau wie Krispin meistens schafft, dass gleich beim ersten Tastenkontakt laute Musik ertönt und ich Stunden brauche, um herauszufinden, woher im Computer das schreckliche Geplärre kommt und wie man es wieder abstellt). Und dann steckt er nicht nur sein ziegelfarbenes Näschen, sondern auch seine Pranken gezielt und gern in Drucker oder Aktenorder. Dass kenne ich schon von Ben und Cisco. Der Drucker meldet daraufhin jedes Mal unter hektischem Blinken und Nudeln „Papierstau“, was mich betrübt und Hathaway durchaus erfreut, doch die meisten Aktenordner erweisen sich zum Glück als robust. Aber eben nicht alle.

Young Clawdius

Einmal ging es richtig schief für Hathaway, weil er sich im „Tippklemmer“ verkrallte und nicht mehr ohne fremde Hilfe befreien konnte, da er nach Katermanier mit aller Kraft zog (statt klug nachzugeben), was ziemlich weh tat und überhaupt nichts half. Wir mussten ihn notgedrungen zu zweit befreien, während er mit angelegten Ohren leise jammernd weiter an seiner verklemmten Klaue riss. Mein Mann fixierte den kräftigen Katerkörper, während ich den widerstrebenden Lauf samt Pranke mit sanfter Gewalt nach vorn drückte, um mit Hilfe des „Betätigungshebels“ den verkeilten Tippklemmer aus den Halteringen lösen zu können. Geschafft! Das Teil baumelte kurz an Hathaways Eisenkralle und sah sofort ein, dass es an der Zeit war abzufallen. Hathaway war wieder frei, schüttelte und trollte sich, wobei er mir noch einen vorwurfsvollem Abschiedsblick über die Schulter zuwarf. Bei der Befreiungsaktion hatte ich mich leider so unglücklich quer über den Schreibtisch beugen müssen, dass sich mir dabei der Rücken verzog, was tagelang weh tat und meine zärtlichen Gefühle für Hathaway dann doch vorübergehend ein klein wenig reduzierte.

Aber man muss ja auch das Gute sehen. Immerhin hat die krallige Aktenordnereinlage meinen verbalen Horizont erweitert. Jetzt kenne ich endlich die korrekten Bezeichnungen für das komische Metallding im Aktenordner  (genau so habe ich es gegoogelt) sowie für das dunkelgraue Design des Grundsteuerordner-Pappdeckels. „Klemmbügel“ (bei Ordnern mit zwei Ringen „Tippklemmer“) und, richtig poetisch, „Wolkenmarmor“. Gut zu wissen! Kann man bestimmt irgendwann mal in irgendeiner wichtigen Konversation brauchen. Als Übersetzerin fiel mir meine Wissenslücke sofort unangenehm auf, daher wurde sie auch umgehend geschlossen. Die Öffnungen vorn am Deckel nennt man übrigens „Raumsparschlitze“, darin werden die „Abheftringe“ durch „kleine Blechnasen“ „arretiert“. Das weiß sicher auch nicht jeder. Ohne Prankos Krallenaktion hätte ich das wohl nie erfahren.

Pranko in Action

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