Die Geister der vergangenen Winter (3)

Schneekätzchen (BFL)

Der schlimmste Winter von allen. Auch als mein Vater starb, lag Schnee. Ungewöhnlich viel Schnee, obwohl der Winter fast vorüber war, doch man konnte bereits die ersten Narzissen kaufen. Einen Strauß stellte ich ihm auf den Tisch in seinem neuen Zimmer. Vor die sonnengelben Vorhänge. Dass mein Vater nur so kurz dort bleiben würde, ahnte ich nicht. Mein Vater lächelte. „Guck mal, wie schön sie leuchten!“ Im Morgenlicht wirkten sie fast wie eine Lampe. Ich schenkte sie ihm wenige Tage, bevor sich unsere Wege trennten, genau wie er es in einem erschreckend lichten Moment vorhersagte. Ich wollte ihm nicht glauben. Das konnte unmöglich sein. Er hatte doch den schönen Wald, der das Heim umgab, noch gar nicht gesehen, auch die zahmen Rehe nicht, auch nicht die riesigen Haselbüsche unten am Weg, auf denen der Schnee lag. Im Frühling würden wir bestimmt gemeinsam die unzähligen Buschwindröschen bewundern, für die der Park so berühmt war.

Die ersten Narzissen (BFL)

Die ersten Narzissen (BFL)

Aber er blieb dabei. Er müsse jetzt gehen. „Glaub es mir, meine Kraft verläßt mich. Ich spüre es genau.“ „Wenn du wirklich gehen musst, kannst du mir dann irgendein Zeichen geben aus der anderen Welt, Papa?“ Er sah mich ernst an. „Ich werde es versuchen, Kind. Wenn es klappt, wirst du es bestimmt merken.“

Am selben Abend noch stürzte er. Doch nicht nur sein Körper stürzte, auch seine Seele stürzte, und drei Tage später war er ganz fort. Und dann stürzte auch ich. In eine bodenlose Stille und Leere. Es gab kein Zeichen. Bis auf den bunten Schmetterling am Morgen nach seinem Tod. Der konnte mich nicht trösten. Das war nur ein merkwürdiger Zufall. Ein flatterndes Tagpfauenauge im Winter. Mitten im Schnee. Es würde erfrieren. Sogar meinen Träumen blieb mein Vater lange fern. Das Band zwischen uns war zerrissen. Zum ersten Mal. Unwiderruflich.

Friedhofsengel (BFL)

Sieben Jahre ist das jetzt her. Sieben lange Jahre! Heute glaube ich oft, kleine Zeichen zu entdecken, doch ich bin mir immer noch nicht sicher. Wenn im Garten die unscheinbare Mönchsgrasmücke singt, und das tut sie zuverlässig, sobald sie mich bemerkt, sogar jetzt im Winter, stelle ich mir vor, mein Vater hätte sie geschickt. Meistens kann ich sie nur hören und nicht sehen, was sich ein klein wenig unheimlich anfühlt. Oder wenn das Rotkehlchen mich ganz nah an sich heranläßt und aus dunklen Augen ansieht. Amica animae meae. Vielleicht ist das alles nur Einbildung. Wunschdenken. Meine Hoffnung, dass es vielleicht doch noch eine Verbindung zwischen uns gibt. Dass es ein anderes Leben gibt, wie immer es auch aussehen mag. Richtig glauben kann ich es nicht.

Mein Robin (BFL)

Im letzten Dezember traf ich ihn unerwartet in einem meiner Träume. Ich stand unten in einem fremden alten Haus, ging zu ihm hinauf, er lebte im oberen Stockwerk, in einem dämmrigen Raum voller Bücherregale. Ich ging vorsichtig darin umher, wir redeten wie zwei, die lange getrennt waren, aber doch sehr vertraut sind, und ich stellte zu meiner Verwunderung fest, dass zwischen vielen der Bücher kleine und große Nester waren. Überall in seinem Zimmer wohnten Vögel, und sogar ein Käuzchen starrte gelb und verschlafen. „Ach“, sagte er. „Das hab ich noch gar nicht bemerkt. Was du alles siehst, Kind!“ Draußen im Garten waren zwei seiner drei Schwestern und kümmerten sich um die Tiere, die dort lebten, Kaninchen, Katzen, Hunde, und mein Vater sah mich an und sagte: „Hier fühl ich mich so wohl, hier könnte ich für immer bleiben.“

In fast all meinen Träumen von Verstorbenen sind die Toten nicht viel älter als 50 und wissen nicht, dass sie nicht mehr leben. So war es auch diesmal. Ich war älter als mein eigener Vater, aber es schien ihm nicht aufzufallen. „Ich atme den ganzen Tag die Natur ein“, sagte mein Vater. „Reine Natur. Klare Luft. Und weißt du was, ich möchte nirgendwo anders sein.“ Ich wollte ihn umarmen, doch gegen meinen Willen zog es mich in diesem Moment heraus aus dem Traum, langsam und unerbittlich wie an einem festen Seil, das um meinen Körper geschlungen war. Ich wollte mich irgendwo festklammern, aber es ging nicht.

Noch in der Nacht schrieb ich den Traum auf, und die Szene ging mir lange nicht aus dem Kopf. Das Glücksgefühl begleitete mich tagelang. Mein geträumtes Trostbild. Ich kann es den verzweifelten Krankenhausszenen, dem kalten Friedhof entgegensetzen. Mein Vater füttert auch in der anderen Welt noch seine Vögel. Sie haben ihn nicht verlassen. Sie sind jetzt so zahm, dass sie sogar in seinem Zimmer zwischen den Büchern nisten. Selbst das Käuzchen. Es geht ihm gut. Er möchte nirgendwo anders sein. Und mit etwas Glück kann ich ihn vielleicht irgendwann wieder besuchen. Ich muss nur das fremde alte Haus wiederfinden.

Käuzchen (ArtTower/pixabay)

Es ist bitterfalsch, dass die Erinnerungen das einzige Paradies sind, aus dem wir nicht vertrieben werden können. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie schnell die Vertreibung gehen kann. Erinnerungen versinken von heute auf morgen, verschwinden, versacken, werden bis zur Unkenntlichkeit verzerrt und in Fetzen gerissen, lösen sich im Nebel in Nichts auf, verbrennen, verkohlen, verwehen als Rauch im Dunkel. Noch schlimmer ist es, wenn alle rettenden, tröstenden, guten Erinnerungen verloren gehen und am Ende nur die schrecklichen, bösen übrig bleiben. Dann stirbt man als alter Mann mitten im Krieg, der längst vorbei ist, umgeben von mörderischen Feinden und Partisanen, die in Wirklichkeit nur Ärzte, Krankenschwestern und die eigene Tochter sind.

Seine müden Hände (BFL)

Meine eigenen tröstenden Erinnerungen sind zum Glück klar und gegenwärtig. Unvergessen sind unsere langen Spaziergänge, wie oft denke ich daran, besonders im Winter, und wie oft habe ich schon darüber geschrieben. Wir gingen zusammen ins Eulenwäldchen oder hinten in die Felder, und hinter jedem Stamm und jedem Stein warteten geheimnisvolle Wesen und öffneten sich geheimnisvolle Türen und Fenster. All die Geschichten, die ich nur ihm erzählt habe! „Woher nimmt das Kind bloß diese Fantasie?“ Er hörte mir zu. Er ließ mich reden. Er staunte. Er war stolz auf mich. Und die Sätze sprudelten nur so aus mir heraus, auch wenn ich sonst so still war, dass man mich nicht nur überhörte, sondern auch übersah. Draußen in der Natur, zusammen mit ihm, hatte ich keine Angst vor meiner ausufernden Fantasie, die mich so oft um den Schlaf und um meine Ruhe brachte, wenn ich allein war. Allein in der Dunkelheit der Nacht.

Dad (BFL)

Er nahm mich ernst, war mein erster Zuhörer und später meist auch mein erster Leser. Sogar bei den meisten meiner Übersetzungen. Vor seinem Urteil brauchte ich mich nicht zu fürchten. Es fiel stets milde und bewundernd aus. Wenn er an meinen Büchern Kritik übte, dann nur höchst behutsam. Wie vorsichtig er mein Manuskript oder das fertige Buch in die Hand nahm, nach seiner Brille griff und sich dann zurückzog an seinen Tisch, während ich aufgeregt wartete, was er wohl sagen würde. Als seine Gedanken noch klar waren, damals in seinem letzten Dezember, las er im Krankenhaus eine meiner Geschichten. Schon einen Monat später hätte er das nicht mehr gekonnt. Fehldiagnosen und falsche Medikamente schickten ihn geradewegs in die Hölle, an die Front, in die Kesselschlacht, in den Krieg.

Als er fort war, suchte ich nicht nur in meinen Träumen lindernde und tröstende innere Bilder für uns. Ich fand den ewigen Garten mit der Bank unter den Rosen, die kleine Kapelle mit den langen farbigen Fenstern, das Meer mit den Lichtwesen, die ihn sanft mit sich forttrugen, Aber das schönste, das ich finden konnte, ist die gemeinsame Betrachtung des Wintermonds. Vater und Tochter. Hand in Hand. Weit in der Ferne. Wahrscheinlich hätte er sich aus all den vielen Bilder auch genau dieses ausgesucht. Wir hatten verblüffend ähnliche innere Bilder.

„Guck mal, Papa, das da hinten unter dem Baum, das sind wir.“ „Und der Mond ist genauso riesig wie damals in Arizona“, hätte er gesagt und meine Hand gedrückt.  Ich hatte den Mond in der Wüste ja auch gesehen. Er war wirklich riesig! Mein Vater liebte den Mond. Im Prisoner of War Camp in Arizona war der Mond sein großer Trost. Eine Taube hatte er sich dort gezähmt. Sie konnte weg fliegen. Er selbst war gefangen. Hinter Stacheldraht. Bei Vollmond denke ich an ihn. Ich stelle mir vor, wie er am Fenster in seinem Zimmer in dem fremden alten Haus steht und ebenfalls hinaus schaut. Auf denselben Mond wie ich. Er steht in seinem Zimmer voller Bücher. Und auf seiner Schulter sitzt ein Käuzchen mit wachen gelben Augen.

Vollmond (cocoparisienne/pixabay)

 

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Die Geister der vergangenen Winter (2)

Schlittenfahrt (Marcel Walter/unsplash)

In diesem Winter, der so gar keiner ist, steigen noch mehr Bilder auf als sonst. Draußen blühen schon die Glockenblumen zwischen den Steinen, sogar die Ampel mit den Fächerblumen, die den November bisher noch nie überlebt hat, sieht gar nicht so schlecht aus.

Ich schaue hinaus und erinnere mich. An andere, unerreichbar ferne Winter. An lange Eiszapfen an Dachrinnen, zierliche Eisblumen an Fensterscheiben, den harten Holzschlitten, auf dem man höchst unbequem saß, weil man nie wußte, wo man seine langen dünnen Beine lassen sollte. An das Prasseln und Knistern von Oma Ninnis Ofen. An die dampfenden Wintersuppen, die ich damals nicht besonders mochte und heute vermisse, an den sonntäglichen Reisbrei mit Zimt und Zucker und aufgekochten Trockenfrüchten. An saftigpralle Mandarinen und Orangen, die damals etwas Besonderes waren und deren Schalen so angenehm dufteten wie seitdem nie wieder. An gemütliches Nüsseknacken mit einem silbernen Zangeungetüm, an die klitzekleinen Stückchen, die dauernd auf den Boden fielen und mühsam aufgesammelt werden mussten. Bloß nicht in den Teppich eintreten!

Weihnachtsduft (Bru-nO/pixabay)

An die endlosen dämmrigen Nachmittage auf dem Sofa, das sehnsüchtig erwartete Kinderprogramm – „Warten aufs Christkind“, „Peterchens Mondfahrt“, die Aufführungen der Augsburger Puppenkiste. An die Weihnachtsmehrteiler, „Die Schatzinsel“, „Tom Sawyer und Huckleberry Finn“, „Der Seewolf“. Bei den wenigen Sendern, die unser Schwarzweißfernseher aufzubieten hatte, gab es nicht einmal die Qual der Wahl.

Und an all die Stunden, in denen ich mit meiner kleinen Schwester Memory und Märchenquartett spielte. Von weither höre ich meine Stimme: „Ich hätte gern von dir die Walderdbeere Nummero vier.“ Das war der beste Satz im ganzen Spiel. Gelegentlich sagte ich ihn nur, weil er so gut klang, während ich die Walderdbeere Nummero vier selbst in der Hand hielt. Und weil ich genau wußte, was die Kleine, die mir mit glühenden Wangen gegenüber saß, antworten würde. „Edauro“, rief sie auch gleich triumphierend.  Sie war so jung, dass sie nicht „bedaure“ sagen konnte. Wahrscheinlich kannte sie das Wort nicht mal. Keine Ahnung, warum wir dieses Wort immer sagten. Ich fand ihre Erwiderung so niedlich, dass ich sie nie verbesserte. Das Kartenspiel „Am Waldessaum“ von Liesel Lauterborn und auch das Tierkinder-Memory mit dem niedlichen Rehkitz und den kleinen Feldhasen mit den glashellen Augen habe ich immer noch.

Frostvögel (Genessa Panainte/unsplash)

Mitunter war es so kalt, dass selbst unsere schwarzweiße Topsi nicht nach draußen wollte und es sich lieber zwischen den festgezurrten Kissen im hochgeklappten Klappbett bequem machte. Ihre Augen leuchteten grasgrün im blaugestreiften Bettzeug, wenn man den Vorhang ein wenig öffnete. Ich streichelte ihr Köpfchen, sie begann zu schnurren, und dann stellte ich mich still ans Fenster und bewunderte den frostbemalten Garten, der fast so aussah wie der des selbstsüchtigen Riesen in Oscar Wildes Märchen.

Nur dass bei uns jeden Morgen und Mittag die frierenden und hungernden Vögel gefüttert wurden. Diese Gewohnheit hielt mein Vater bis unmittelbar vor seinem Tod jeden Tag ein. Es war zum Schluss wohl seine einzige Freude und das letzte schöne Ritual, das ihm die wachsende Entfremdung und Verwirrung nicht geraubt haben. Draußen im Garten konnte er noch er selbst sein.  Mein Vater fütterte die Wildvögel schon in meiner Kindheit ganzjährig, sehr zum Spott der Nachbarn und Verwandten, und die Tiere dankten es ihm. Seine Gartenvögel waren handzahm. Sie kamen sogar mit den Katzen klar, denn sie wußten, dass mein Vater gut aufpaßte.

Blaumeise (Martin Arusalu/unsplash)

Die Kinderwinter konnten nie lang genug sein. Ich mochte das Knacken der Äste, das Knirschen des Schlittens, das Funkeln des frisch gefallenen Schnees, die feierliche Stille, die mich an unsere leere kalte Dorfkirche erinnerte, die im Winter nie geheizt war, und mir ein ehrfürchtiges, fast heiliges Gefühl gab. Ich genoß meine dicken weißen Atemwolken, die aussahen, als würde ich genau wie die Erwachsenen „richtig“ rauchen. Wie gern besuchte ich die großen Krickenbecker Seen mit den schwarzen Löchern im Eis, in denen exotischen Wasservögel schwammen, die am Niederrhein überwinterten.

Ich betrachtete die spiegelglatten glänzenden Straßenpfützen, über die man so schön schlittern konnte. Wenn man sich denn traute. Ich traute mich nie, aber ich guckte gern zu.  Vor unserem Haus waren sie stumpf, denn sie wurden mit Asche und Steinchen bestreut. Damit keiner fällt!

Und die dicken Fäustlinge und die gefütterten Stiefel! Die Welt büßte im Winter zwar die meisten ihrer Farben ein, doch dafür bekamen die Häuser nachts gelbe Fenster wie Adventskalender, und im Wohnzimmer brannten die dicken roten Kerzen am Adventskranz. Seit einigen Jahren wird Rot zu meiner eigenen Überraschung während der Wintermonate zu meiner Lieblingsfarbe. Überhaupt schwelge ich seit einiger Zeit sehr gern in Farben. Vielleicht liegt es am Porzellanmalen oder an den winzigen Sachen, die ich für meine Mäuse bastele.

Heute würde ich am liebsten einen roten Mantel anziehen und damit zurückkehren in die Winter meiner Kindheit. Vielleicht einen Paddington-Mantel. Oder, noch besser, einen ganz bunten. Aus verschiedenen Stoffen, in lauter verschiedenen Farben, mit lauter verschiedenen Mustern. Einen Flickenmantel, ungewöhnlich und warm wie der von Allerleirauh. Oder wenigstens eine leuchtend rote Mütze. Egal, ob die Haare kleben oder elektrisch werden. Und dann hinaus in den Winter laufen. Mitten hinein in den Schnee springen. Die Arme hoch reißen. Mit der Zunge die Flocken fangen.

Die rote Mütze (Tim Gouw/unsplash)

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Die Geister der vergangenen Winter (1)

Eiszapfen (Anders Wetterstam/unsplash)

Bücher und Märchen, in denen es eiskalt und tiefster Winter war, mochte ich am liebsten. Ich liebte Geschichten über riesige Trolle und mächtige Eisbären, flirrende Nordlichter, zottelige Rentiere, listige Silberfüchse und wilde Räubermädchen, mit gemütlichen Zwergenzimmern zwischen knorrigen Baumwurzeln und mit der gruseligen Baba Yaga, die in einem Knochenhaus wohnt, das auf Hühnerbeinen steht, und in einem großen Mörser durch die Luft fliegt. Doch vor allem liebte ich den Schnee. Er verwandelte die Welt, hüllte sie in unschuldiges Weiß, verzauberte sie über Nacht in ein fremdes Wunderland. Alles war anders, wenn Schnee lag. Sogar das Licht, das morgens durch den Vorhang drang. Und die geheimnisvolle Stille!

Schneebank (gamapix/pixabay)

Wenn ich in den Kindheitswintern aus der Haustür trat, gab mir die Kälte zur Begrüßung gleich einen Nasenstüber und zwei Ohrfeigen und verschlug mir sekundenlang den Atem. Dann packte sie mich mit festem Griff und sorgte in Windeseile dafür, dass meine Finger und Zehen taub wurden und meine Lippen aufsprangen. Sie ließ Ohren und Wangen erkalten und färbte Lidränder und Nasenspitze brennend rot. Wenn ich aus der Kälte zurück ins warme Haus kam, schmerzte das Auftauen und Aufwärmen so sehr, dass ich am liebsten geschrien hätte.

Doch ich mochte die frische, klare Luft, die sich so knistrig und knusprig anfühlte. Ich konnte den Schnee bereits riechen, bevor er zu fallen begann. Ich konnte ihn sogar fühlen, denn er machte mir feine, spitze, hohe Kopfschmerzen, meist an den Schläfen, gelegentlich auch über der Nasenwurzel. Auch Kälte allein konnte Kopfschmerzen machen, wobei sich die Kopfhaut irgendwie verkrampfte. Dagegen halfen Mützen und Schals, doch mit denen hatte ich meine Probleme.

Viburnum (Katya-guseva0/pixabay)

Mich faszinierte die gleißende Unberührtheit des winterlichen Gartens, die weiß überhauchten Hagebutten, die orangefarbenen Zieräpfel, die es schafften, selbst aus all dem Weiß noch kräftig hervorzuleuchten, die korallenroten Beeren an den Sträuchern, die schneebeladenen, glitzernden Felder und Wälder. Bloß auf den Straßen wurde die Pracht allzu schnell zu hässlichem, braunen Matsch, der die Schuhe aufweichte und an die Hosenbeine spritzte.

Hoch über mir schimmerte der Winterhimmel in Wasserfarben von zarthellblau bis drohend dunkelgrau, und abends, wenn die Engelchen backten, wie meine Oma Ninni es nannte, nahm er die schönsten Rosa- und Lilatöne an, vor denen sich die nackten Bäume und Sträucher scharf und schwarz abzeichneten wie Scherenschnitte von Lotte Reiniger.

Winterzart (Yang Shuo/unsplash)

Damals war der Winter noch die Zeit der Angorawäsche, der dicken Wollschals und gestrickten Mützen, die ich so gar nicht mochte. Nicht mal die flauschige weiße aus Kunstpelz, die man unter dem Kinn zuband. Genau die hatte ich mir sehnlichst gewünscht, weil die anderen Mädchen im Dorf auch so eine hatten und darin beneidenswert eskimoartig aussahen. Doch als ich das heißersehnte Traumteil endlich auspackte und zum ersten Mal stolz ausprobierte, sonntags in der Messe, war ich tief enttäuscht und hätte das Ding am liebten nie wieder angezogen, weil ich darunter so schwitzte, dass mir die Haare wie ein nasser Helm am Kopf klebten und die Kopfhaut wie verrückt juckte. Selbst malerische Eskimomützen waren für meine empfindliche Haut und meine übersteuerte Wärmeregulierung Quälerei.

Genau wie all die vielen Schals, auch wenn sie noch so schöne Streifen hatten und blau waren. Die kratzigen Wollschals gaben mir das unangenehme Gefühl, vom eigenen Halswärmer stranguliert zu werden. Mama sagte: „Stell dich nicht so an!“ Sie hatte eine sehr feine Nase und sehr feine Ohren, aber eindeutig keine hochsensible Haut, und bestrickte mich unermüdlich weiter mit Mützen und Schals. Richtige Kunstwerke, meist sogar liebevoll gefüttert. Es musste doch sein, damit die kleine Mützenhasserin nicht krank wurde! Sobald Mama mich nicht mehr sehen konnte, riß ich mir mit rabenschwarzem Gewissen die Mütze ab und ließ den Schal frei. Gleich nach der nächsten Straßenecke. Gemerkt hat sie es trotzdem. Wahrscheinlich weil meine Ohren und mein Kopf so kalt waren. Aber ich fand Kälte immer schon angenehmer als Hitze.

Schnee mit Mütze (Tim Gouw/unsplash)

 

 

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Cookie Days

Weihnachtsteig (silviarita/pixabay)

Für mich waren die „Cookie Days“ meiner Kindheit einfach nur schön. Im ganzen Haus duftete es nach Weihnachtsbäckerei. An gleich mehreren Nachmittagen durfte ich mit Mama Plätzchen ausstechen und Teigreste naschen. Wir buken Buttergebäck, Kleiebrötchen (bei uns hießen sie merkwürdigerweise Kleinebrötchen, wahrscheinlich wieder eine meiner zahlreichen verbalen Fehlleistungen), Nuss- und Kokosmakronen, Berliner Brot, Spritzgebäck, Zimtsterne, Anisgebäck (leider zu hart, außerdem roch es komisch) und Heidesand (eigentlich Schwarzweißgebäck, aber bei uns hieß es meistens Stuyvesand, genau wie die Zigaretten von Onkel Heinz, alles andere ergab für mein Kinderwortgefühl irgendwie keinen Sinn).

Die gemeinsame Plätzchenbackzeit habe ich ausnahmslos als warm, gemütlich, wohlduftend und entspannt in Erinnerung. Als winzige Oase und rettende Insel im wilden, hektischen Vorweihnachtsstress. Ist es möglich, dass meine Erinnerung trügt? Eine ehemalige Klassenkameradin machte mir neulich die erschütternde Mitteilung, sie sei nur ein einziges Mal dabei gewesen und das habe ihr für alle Zeiten gereicht. Sie sei übel ausgeschimpft worden, weil ihre Kekse angeblich nicht perfekt waren, und heulend nach Hause gelaufen. Komisch, dass ich mich daran beim besten Willen nicht erinnern kann. Ich hab doch sonst ein Gedächtnis wie ein Elefant! Vielleicht möchte ich das auch gar nicht erinnern, denn beim Plätzchenbacken war und ist die Welt für mich in Ordnung. Cookie times are perfect bliss!

Vielleicht hat das arme Mädchen damals nur die seltene Mutter-Tochter-Idylle gestört? Aber es stimmt, Geduld war wirklich nicht die Stärke meiner Mutter. Am besten, man machte alles „richtig“, also genau so, wie sie es sich vorstellte. Möglicherweise habe ich beim Backen damals ausnahmsweise alles „richtig“ gemacht? Vor allem habe ich ja nur begeistert zugeguckt. Mit mir hat sie dabei jedenfalls nie geschimpft. Deshalb backe ich auch immer noch ausgesprochen gern. Vor allem Plätzchen!

Meine Spezialität sind Vanillekipferl, Friesenkekse, Pfefferkuchen und Heidesand. Hauptzutat: ganz viel Liebe und Zuwendung.

Alles bereit (NickyPe/pixabay)

Bei mir gibt es jedes Jahr „Erinnerungsplätzchen“ nach den Rezepten meiner Vorfahren, auch wenn ich sie gelegentlich leicht abwandle. Das Heidesandrezept meiner Mutter stammte in Wirklichkeit von ihrer Schwiegermutter, und „die Omi“ hatte es offenbar sogar noch von ihrer Mutter. Es kommt wohl aus einer Zeit, als es noch keine Kühlschränke gab.

Die fertigen Teigrollen müssen auf einem Küchenhandtuch, das vorher leicht mit Zucker bestreut wird, sanft hin und her gerollt werden, und danach wird das Handtuch zugeknotet und (das ist ausdrücklich so schriftlich festgehalten und dick unterstrichen) eine Nacht im Keller aufgehängt. Vielleicht wegen der Mäuse? Das Aufhängen sei unbedingt nötig, behauptet meine gesamte Verwandtschaft väterlicherseits. Sie alle hängen ihr gezucktertes Handtuch mit dem Teig eine Nacht in den Keller. „Sonst schmecken die Plätzchen nicht richtig. Die Omi hat das auch immer so gemacht!“

Ruhender Teig (BFL)

Ich war mutig und wagte die Probe aufs Exempel. Ein Teigdrittel kam nebst Handtuch in den Keller und wurde aufgehängt, ein Drittel wurde im Keller nicht aufgehängt, und das letzte Drittel landete nebst Handtuch unten im Kühlschrank. Geschmacklich gab es nach dem Backen bei meinen Testessern keinerlei Unterschiede, und selbst meinen extrem hochsensiblen und kritischen Geschmacksknospen fiel nichts aus. Seitdem ruht bei mir der komplette Teig im Kühlschrank. Und  lächelt höchst zufrieden, während er ruht. Echt jetzt! Meinen Mann erschrecken die friedlichen Gesichter in der Kühlung zwar manchmal, aber er gewöhnt sich daran. Allerdings sind meine Plätzchen etwas größer als Omis und Mamas, haben weniger Kakao und bleiben kürzer im Ofen, so dass sie insgesamt deutlich heller ausfallen. Sie sind also doch nicht genau so wie die von der Omi, da haben meine Cousinen schon recht.

Ich habe grundsätzlich immer nur ein Blech im Backofen, auch wenn die Backerei dann länger dauert und ich eine ganze Weile neben dem Herd verbringen muss, weil ich nur so den Bräunungsgrad perfekt abpassen kann. Sobald meine hochsensible Nase meldet, dass die Plätzchen fertig sind, befreie ich sie auf der Stelle.

Wirklich wichtig beim Heidesandbacken ist übrigens, dass sämtliche Zutaten vor dem Vermengen ganz fein gesiebt werden und ein Teil des Mehls durch Mondamin ersetzt wird. Damit die Plätzchen auch richtig schön zart auf der Zunge zergehen. „Das hat die Omi auch immer so gemacht!“ Und die Uromi aus Krefeld wahrscheinlich auch. Mondamin gibt es nämlich schon seit 1896.

Backfreude (Congerdesign/pixabay)

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Peter Nicolaus: „Adventskalender – Faszination und Sammeln“

Weihnachtsüberraschung!

Zu meinen schönsten Weihnachtsgeschenken gehörte in diesem Jahr das schon lange erwartete große Buch über Adventskalender von Peter Nicolaus. Obwohl ich den Inhalt bereits kannte (in dem gut 300 Seiten starken Werk mit fast 700 farbigen Abbildungen finden sich auch einige kleine Beiträge von mir sowie das ein oder andere Foto von Kalendern aus unserer Sammlung), war ich sowohl überrascht als auch beeindruckt, als ich „Adventskalender – Faszination und Sammeln“ endlich in Händen hielt. Es gibt wenige Bücher, in denen man so wunderbar in Bildern und Farben schwelgen kann.

Adventskalender habe ich schon immer geliebt, und genau wie Peter hege ich eine Schwäche für bestimmte Illustratoren und Illustratorinnen, unter anderem Marigard Bantzer, Fritz Baumgarten, Else Wenz-Viëtor und Marianne Schneegans. Doch ich bin keine „richtige“ Sammlerin, dazu bin ich zu unsystematisch. Ich sammle einfach, was mir gefällt und was ich zufällig finde. Peter dagegen IST ein richtiger Sammler und verfügt als Adventskalenderexperte über große Erfahrung. Wie schön, dass er sein Wissen jetzt mit anderen teilt! Es gibt im Buch viele Tipps für das Sammeln von Adventskalendern, sowohl für gestandene Sammler als auch für „Anfänger“. Wo findet man sie, wie kann man sie preislich einordnen (bei allen Kalendern im Buch findet man einen Preis-Index, was äußerst hilfreich ist), woran erkennt man Raritäten, wie bestimmt man das Alter, was muss man über das Papier wissen, wie sollte man seine Schätze am besten archivieren und lagern?

Der Sammler Peter Nicolaus

Ich kann mich noch gut an meine erste Begegnung mit Peter Nicolaus erinnern. Kennengelernt habe ich ihn vor vielen Jahren in der virtuellen Welt, genauer gesagt bei ebay, wo er gelegentlich Adventskalender anbietet oder ersteigert. Damals konnte man noch sehen, wer die Mitbieter und „Konkurrenten“ waren, was nicht nur hilfreich bei der Preis- und Reaktionseinschätzung, sondern auch ganz nett war, weil man miteinander Kontakt aufnehmen, um Scans oder Kopien der (meist verpaßten) Objekte der Begierde bitten oder sich sogar aus der Ferne austauschen und „anfreunden“ konnte. Wenn Peter mitbot, konnte man sicher sein, dass es sich um ein besonders kostbares oder seltenes Stück handelte. Zudem fiel mir auf, dass er als Verkäufer absolut zuverlässig war, seine Kalender waren immer genau beschrieben, professionell präsentiert und exakt datiert, selbst die kleinsten Knicke und Schäden waren abgebildet und aufgelistet. Nach einigen Reinfällen, bei denen ich als Neuling Kalender erstanden hatte, die angeblich antik waren, in Wirklichkeit aber nur billige Nachdrucke, hatte ich meine Lektion gelernt. Wenn ich dem Braten nicht traute, bat ich Peter im Zweifelsfall einfach um seine Einschätzung. Er hat mir immer freundlich geantwortet, mich geduldig beraten und mir auf kompetente Weise geholfen.

Peter Nicolaus (privat)

Irgendwann bin ich ihm dann auch in Köln „begegnet“. Wieder nur „indirekt“. Eine ältere Dame löste krankheitsbedingt ihre Sammlung auf, und ich begab mich zu ihr auf die andere Rheinseite, um die Kalender anzusehen. „Tut mir leid“, sagte die Dame. „Aber die schönsten sind leider alle schon weg. Die hat gestern ein netter Mann gekauft, der extra aus Wuppertal kam. Sie raten nie, wie der mit Nachnamen hieß!“ Ich wußte genau, wen sie meinte, und die Dame reagierte angemessen verblüfft. „Ob der wirklich so heißt?“ überlegten wir. Wenn nicht, war das ja wohl ein tolles Pseudonym! Ein paar Schätze für mich waren zum Glück noch da, denn die hatte Peter wohl längst in seiner Sammlung. Irgendwann haben wir uns dann endlich auch „richtig“ getroffen und viele interessante Gespräche und Mailwechsel geführt. Auf Peters schöne Weihnachtskarte und die Einladungen zu seinen Ausstellungen freue ich mich jedes Jahr!

Kleine Sensationen

Detail aus „St Nikolaus der Weihnachtsmann“ (Peter Nicolaus)

Doch zurück zum Buch. Ging man bisher davon aus, dass der erste gedruckte Adventskalender „Die Weihnachtsuhr für Kinder“ von 1902 war, so sorgt der Autor im Kapitel „Adventskalenderschätze/Top-Raritäten“ gleich für eine kleine Sensation. In Wirklichkeit gab es nämlich noch einen früheren Kalender, „St. Nikolaus der Weihnachtsmann“, ein ungewöhnliches, detailliert gestaltetes Klappkunstwerk aus dem Jahr 1901. In echter Detektivarbeit ist es Peter Nicolaus gelungen, den bisher weithin unbekannten Ur-Adventskalender zu datieren und seine Entstehung zurückzuverfolgen.

Frontansicht von „Advent Wunderschau“ (Peter Nicolaus)

„Ruprechts Advents-Wunderschau“ bildet ein weiteres Highlight bei den Top-Raritäten, denn der Kalender aus den 1930er Jahren ist höchst ungewöhnlich, da er gleichzeitig eine Art kompliziertes „Spielzeug“ ist. Das plastisch gestaltete Häuschen mit dem winzigen Briefkasten für die Wunschpost und der Tanne, aus der in der Adventszeit jeden Tag ein Sternchen herausgebrochen werden kann, ist mittels Batterie „richtig“ beleuchtet, verfügt über ein Glöckchen, das mit Hilfe eines Klingelknopfs zum Bimmeln gebracht werden kann, und zeigt Tagesbilder, die über eine Abrollvorrichtung präsentiert werden. Ein Traumstück!

Besondere Schätze und ausführliche Biografien

Detail aus Marigard Bantzers Kalender (BFL)

Mein Mann und ich lieben Adventsuhren. Peter auch. Er widmet ihnen gleich am Anfang des Buchs ein langes Kapitel, und mit einem gewissen Stolz entdecke ich dort unsere „Meyer-Adventsuhr“ mit dem russisch aussehenden Nikolaus. Bei den Drehscheibenkalendern findet sich ein anderes Prunkstück unserer Sammlung, nämlich der ungewöhnliche Marigard Bantzer-Kalender, von dem es bislang nur drei bekannte Exemplare gibt. Eins davon besitzt Peter, eins wir. Die Illustratorin wird im Buch übrigens im Kapitel mit den Künstler-Biografien noch ausführlich vorgestellt, dort findet man auch ihre anderen Kalender. Eine kleine Überraschung erwartet den Leser in just diesem Kapitel beim Eintrag zu Hannes Petersen, denn Hannes Petersen war trotz des Namens kein Mann! Überhaupt gefällt mir gut, dass Peter vielen Illustratoren und Illustratorinnen so ausführliche Einträge widmet. Auch eher unbekannten Adventskalendergestaltern wie der Wuppertaler Künstlerin Sulamith Wülfing, die nur einen einzigen Kalender gemacht hat, aber was für einen! Und es gibt sogar eine Seite zu Fritz Wegner, einen Künstler, den ich sehr schätze und von dem wir bei unseren Adventskalendervorträgen oft berichten. Wir haben vor Jahren all seine Kalender in einem kleinen schottischen Laden gekauft. Fritz Wegner musste bereits als Kind nach England emigrieren, nachdem er in der Schule eine Hitler-Karikatur gezeichnet hatte, und wurde später in seiner neuen Heimat ein bekannter Künstler und Buchillustrator.

Von Herbert Cange, Barbara Krokisius, Katrin Höngesberg, Emil Ernst Heinzdorff und Oskar Barthold hatte ich noch nie gehört, erst Peter Nicolaus hat sie mir nahe gebracht. Aber jetzt weiß ich endlich, von wem unser Kalender „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ stammt. Von Willy Müller-Gera!

Ich könnte noch viel zu diesem Buch schreiben, das ich seit Weihnachten immer wieder zur Hand nehme, um darin zu lesen oder einfach nur zu schauen. Es gibt darin auch allerlei Lesenswertes über „Adventskalender/thematisch“, „Adventskalender als Werbeträger“ und die wichtigsten Verlage, immer gefolgt von einem Anhang mit genauen Angaben zur zeitlichen und gestalterischen Einordnung.

Kindheitserinnerungen

Detail aus „Moralisierender Adventskalender“ (Peter Nicolaus)

Richtig gut gefällt mir auch das Kapitel mit den persönlichen und zum Teil anrührenden Erinnerungen von „ehemaligen Kindern“ an einen besonderen Adventskalender ihrer Jugend. Hier finden sich neben bekannten Stars wie „Die Christrose“ von Else Wenz-Viëtor und „Die Weihnachtsstadt“ von Willi Harwerth auch selbst gebastelte Einzelstücke, zum Beispiel ein Adventsschiff mit winzigen Schublädchen, das die damals elfjährige Schwester für ihren kleinen Bruder gestaltet hat, sowie der „moralisierende“ Adventsstern, der in der Erinnerung „Strenge Zeiten!“ die Hauptrolle spielt. Der kleinen Besitzerin hat er wenig Freude gemacht, denn hinter den Türchen verbargen sich keine hübsche Bilder, sondern unangenehme Ermahnungen („Sei nicht so genäschig“, „Lerne stets deine Aufgaben“,“Folge deinen Eltern“). Auch „Peter und Liesel“, ein für uns ganz besonders lieber Bekannter, denn er war mehrere Generationen lang der wichtigste Kalender in der Familie meines Mannes und wurde von seiner Tante Lotte und seiner Mutter eigens für die Kinder „nachgemalt“, weil das Original verloren ging, ist hier zu finden. Tante Lotte und meine Schwiegermutter hätten sich über die Bilder ihrer selbst gebastelten kleinen Kunstwerke sicher gefreut!

Nach dem augenzwinkernden „Jetzt schlägt’s aber 24!“ folgen weitere Tipps zum Sammeln und Aufbewahren von Adventskalendern. Abschließend gibt es eine kurze Reise in die Zukunft (wie mögen die Kalender unserer Kindeskinder wohl aussehen?), gefolgt von Literaturangaben und den „Credits“.  Schade, dass Peters Buch nicht noch 200 Seiten mehr – und noch viel mehr Bilder hat!

Nachtrag vom Dezember 2023

Peter Nicolaus ist leider im Oktober 2020 verstorben. Ich werde versuchen herauszufinden, wo man sein Buch noch erwerben kann. Die folgenden Angaben werde ich dann natürlich aktualisieren. Bis dahin wenden Sie sich bitte an mich, wenn Sie sich für das Buch interessieren, ich werde dann versuchen, Ihre Mail weiterzuleiten.

Zu bestellen ist das großformatige (30 x 24 cm), aufwändig gestaltete und überaus“gewichtige“ Buch (eindeutig zu groß und zu schwer für meinen Scanner!), das nur in einer kleinen Auflage erschienen ist und in Deutschland gedruckt und gebunden wurde, ausschließlich bei seinem Autor Peter Nicolaus und kostet 69,95 Euro zzgl. Porto. 

Doppelseite aus „Adventskalender“ von Peter Nicolaus

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