Peter Nicolaus: „Adventskalender – Faszination und Sammeln“

Weihnachtsüberraschung!

Zu meinen schönsten Weihnachtsgeschenken gehörte in diesem Jahr das schon lange erwartete große Buch über Adventskalender von Peter Nicolaus. Obwohl ich den Inhalt bereits kannte (in dem gut 300 Seiten starken Werk mit fast 700 farbigen Abbildungen finden sich auch einige kleine Beiträge von mir sowie das ein oder andere Foto von Kalendern aus unserer Sammlung), war ich sowohl überrascht als auch beeindruckt, als ich „Adventskalender – Faszination und Sammeln“ endlich in Händen hielt. Es gibt wenige Bücher, in denen man so wunderbar in Bildern und Farben schwelgen kann.

Adventskalender habe ich schon immer geliebt, und genau wie Peter hege ich eine Schwäche für bestimmte Illustratoren und Illustratorinnen, unter anderem Marigard Bantzer, Fritz Baumgarten, Else Wenz-Viëtor und Marianne Schneegans. Doch ich bin keine „richtige“ Sammlerin, dazu bin ich zu unsystematisch. Ich sammle einfach, was mir gefällt und was ich zufällig finde. Peter dagegen IST ein richtiger Sammler und verfügt als Adventskalenderexperte über große Erfahrung. Wie schön, dass er sein Wissen jetzt mit anderen teilt! Es gibt im Buch viele Tipps für das Sammeln von Adventskalendern, sowohl für gestandene Sammler als auch für „Anfänger“. Wo findet man sie, wie kann man sie preislich einordnen (bei allen Kalendern im Buch findet man einen Preis-Index, was äußerst hilfreich ist), woran erkennt man Raritäten, wie bestimmt man das Alter, was muss man über das Papier wissen, wie sollte man seine Schätze am besten archivieren und lagern?

Der Sammler Peter Nicolaus

Ich kann mich noch gut an meine erste Begegnung mit Peter Nicolaus erinnern. Kennengelernt habe ich ihn vor vielen Jahren in der virtuellen Welt, genauer gesagt bei ebay, wo er gelegentlich Adventskalender anbietet oder ersteigert. Damals konnte man noch sehen, wer die Mitbieter und „Konkurrenten“ waren, was nicht nur hilfreich bei der Preis- und Reaktionseinschätzung, sondern auch ganz nett war, weil man miteinander Kontakt aufnehmen, um Scans oder Kopien der (meist verpaßten) Objekte der Begierde bitten oder sich sogar aus der Ferne austauschen und „anfreunden“ konnte. Wenn Peter mitbot, konnte man sicher sein, dass es sich um ein besonders kostbares oder seltenes Stück handelte. Zudem fiel mir auf, dass er als Verkäufer absolut zuverlässig war, seine Kalender waren immer genau beschrieben, professionell präsentiert und exakt datiert, selbst die kleinsten Knicke und Schäden waren abgebildet und aufgelistet. Nach einigen Reinfällen, bei denen ich als Neuling Kalender erstanden hatte, die angeblich antik waren, in Wirklichkeit aber nur billige Nachdrucke, hatte ich meine Lektion gelernt. Wenn ich dem Braten nicht traute, bat ich Peter im Zweifelsfall einfach um seine Einschätzung. Er hat mir immer freundlich geantwortet, mich geduldig beraten und mir auf kompetente Weise geholfen.

Peter Nicolaus (privat)

Irgendwann bin ich ihm dann auch in Köln „begegnet“. Wieder nur „indirekt“. Eine ältere Dame löste krankheitsbedingt ihre Sammlung auf, und ich begab mich zu ihr auf die andere Rheinseite, um die Kalender anzusehen. „Tut mir leid“, sagte die Dame. „Aber die schönsten sind leider alle schon weg. Die hat gestern ein netter Mann gekauft, der extra aus Wuppertal kam. Sie raten nie, wie der mit Nachnamen hieß!“ Ich wußte genau, wen sie meinte, und die Dame reagierte angemessen verblüfft. „Ob der wirklich so heißt?“ überlegten wir. Wenn nicht, war das ja wohl ein tolles Pseudonym! Ein paar Schätze für mich waren zum Glück noch da, denn die hatte Peter wohl längst in seiner Sammlung. Irgendwann haben wir uns dann endlich auch „richtig“ getroffen und viele interessante Gespräche und Mailwechsel geführt. Auf Peters schöne Weihnachtskarte und die Einladungen zu seinen Ausstellungen freue ich mich jedes Jahr!

Kleine Sensationen

Detail aus „St Nikolaus der Weihnachtsmann“ (Peter Nicolaus)

Doch zurück zum Buch. Ging man bisher davon aus, dass der erste gedruckte Adventskalender „Die Weihnachtsuhr für Kinder“ von 1902 war, so sorgt der Autor im Kapitel „Adventskalenderschätze/Top-Raritäten“ gleich für eine kleine Sensation. In Wirklichkeit gab es nämlich noch einen früheren Kalender, „St. Nikolaus der Weihnachtsmann“, ein ungewöhnliches, detailliert gestaltetes Klappkunstwerk aus dem Jahr 1901. In echter Detektivarbeit ist es Peter Nicolaus gelungen, den bisher weithin unbekannten Ur-Adventskalender zu datieren und seine Entstehung zurückzuverfolgen.

Frontansicht von „Advent Wunderschau“ (Peter Nicolaus)

„Ruprechts Advents-Wunderschau“ bildet ein weiteres Highlight bei den Top-Raritäten, denn der Kalender aus den 1930er Jahren ist höchst ungewöhnlich, da er gleichzeitig eine Art kompliziertes „Spielzeug“ ist. Das plastisch gestaltete Häuschen mit dem winzigen Briefkasten für die Wunschpost und der Tanne, aus der in der Adventszeit jeden Tag ein Sternchen herausgebrochen werden kann, ist mittels Batterie „richtig“ beleuchtet, verfügt über ein Glöckchen, das mit Hilfe eines Klingelknopfs zum Bimmeln gebracht werden kann, und zeigt Tagesbilder, die über eine Abrollvorrichtung präsentiert werden. Ein Traumstück!

Besondere Schätze und ausführliche Biografien

Detail aus Marigard Bantzers Kalender (BFL)

Mein Mann und ich lieben Adventsuhren. Peter auch. Er widmet ihnen gleich am Anfang des Buchs ein langes Kapitel, und mit einem gewissen Stolz entdecke ich dort unsere „Meyer-Adventsuhr“ mit dem russisch aussehenden Nikolaus. Bei den Drehscheibenkalendern findet sich ein anderes Prunkstück unserer Sammlung, nämlich der ungewöhnliche Marigard Bantzer-Kalender, von dem es bislang nur drei bekannte Exemplare gibt. Eins davon besitzt Peter, eins wir. Die Illustratorin wird im Buch übrigens im Kapitel mit den Künstler-Biografien noch ausführlich vorgestellt, dort findet man auch ihre anderen Kalender. Eine kleine Überraschung erwartet den Leser in just diesem Kapitel beim Eintrag zu Hannes Petersen, denn Hannes Petersen war trotz des Namens kein Mann! Überhaupt gefällt mir gut, dass Peter vielen Illustratoren und Illustratorinnen so ausführliche Einträge widmet. Auch eher unbekannten Adventskalendergestaltern wie der Wuppertaler Künstlerin Sulamith Wülfing, die nur einen einzigen Kalender gemacht hat, aber was für einen! Und es gibt sogar eine Seite zu Fritz Wegner, einen Künstler, den ich sehr schätze und von dem wir bei unseren Adventskalendervorträgen oft berichten. Wir haben vor Jahren all seine Kalender in einem kleinen schottischen Laden gekauft. Fritz Wegner musste bereits als Kind nach England emigrieren, nachdem er in der Schule eine Hitler-Karikatur gezeichnet hatte, und wurde später in seiner neuen Heimat ein bekannter Künstler und Buchillustrator.

Von Herbert Cange, Barbara Krokisius, Katrin Höngesberg, Emil Ernst Heinzdorff und Oskar Barthold hatte ich noch nie gehört, erst Peter Nicolaus hat sie mir nahe gebracht. Aber jetzt weiß ich endlich, von wem unser Kalender „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ stammt. Von Willy Müller-Gera!

Ich könnte noch viel zu diesem Buch schreiben, das ich seit Weihnachten immer wieder zur Hand nehme, um darin zu lesen oder einfach nur zu schauen. Es gibt darin auch allerlei Lesenswertes über „Adventskalender/thematisch“, „Adventskalender als Werbeträger“ und die wichtigsten Verlage, immer gefolgt von einem Anhang mit genauen Angaben zur zeitlichen und gestalterischen Einordnung.

Kindheitserinnerungen

Detail aus „Moralisierender Adventskalender“ (Peter Nicolaus)

Richtig gut gefällt mir auch das Kapitel mit den persönlichen und zum Teil anrührenden Erinnerungen von „ehemaligen Kindern“ an einen besonderen Adventskalender ihrer Jugend. Hier finden sich neben bekannten Stars wie „Die Christrose“ von Else Wenz-Viëtor und „Die Weihnachtsstadt“ von Willi Harwerth auch selbst gebastelte Einzelstücke, zum Beispiel ein Adventsschiff mit winzigen Schublädchen, das die damals elfjährige Schwester für ihren kleinen Bruder gestaltet hat, sowie der „moralisierende“ Adventsstern, der in der Erinnerung „Strenge Zeiten!“ die Hauptrolle spielt. Der kleinen Besitzerin hat er wenig Freude gemacht, denn hinter den Türchen verbargen sich keine hübsche Bilder, sondern unangenehme Ermahnungen („Sei nicht so genäschig“, „Lerne stets deine Aufgaben“,“Folge deinen Eltern“). Auch „Peter und Liesel“, ein für uns ganz besonders lieber Bekannter, denn er war mehrere Generationen lang der wichtigste Kalender in der Familie meines Mannes und wurde von seiner Tante Lotte und seiner Mutter eigens für die Kinder „nachgemalt“, weil das Original verloren ging, ist hier zu finden. Tante Lotte und meine Schwiegermutter hätten sich über die Bilder ihrer selbst gebastelten kleinen Kunstwerke sicher gefreut!

Nach dem augenzwinkernden „Jetzt schlägt’s aber 24!“ folgen weitere Tipps zum Sammeln und Aufbewahren von Adventskalendern. Abschließend gibt es eine kurze Reise in die Zukunft (wie mögen die Kalender unserer Kindeskinder wohl aussehen?), gefolgt von Literaturangaben und den „Credits“.  Schade, dass Peters Buch nicht noch 200 Seiten mehr – und noch viel mehr Bilder hat!

Nachtrag vom Dezember 2023

Peter Nicolaus ist leider im Oktober 2020 verstorben. Ich werde versuchen herauszufinden, wo man sein Buch noch erwerben kann. Die folgenden Angaben werde ich dann natürlich aktualisieren. Bis dahin wenden Sie sich bitte an mich, wenn Sie sich für das Buch interessieren, ich werde dann versuchen, Ihre Mail weiterzuleiten.

Zu bestellen ist das großformatige (30 x 24 cm), aufwändig gestaltete und überaus“gewichtige“ Buch (eindeutig zu groß und zu schwer für meinen Scanner!), das nur in einer kleinen Auflage erschienen ist und in Deutschland gedruckt und gebunden wurde, ausschließlich bei seinem Autor Peter Nicolaus und kostet 69,95 Euro zzgl. Porto. 

Doppelseite aus „Adventskalender“ von Peter Nicolaus

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Der traurige Monat November ….

Ahornfeuer (BFL)

Dieser Monat hat es in sich. Allerseelen, Allerheiligen, Volkstrauertag, Buß- und Bettag, Totensonntag. Am Volkstrauertag denke ich wie immer an den großen Soldatenfriedhof, den ich als Kind mit meinem Vater besuchte, und spüre die große Hand, die meine kleine warm umschließt. Schweigend steht er neben mir, die Gedanken weit weg. Der 17. November war in diesem Jahr auch der vorletzte Sonntag des Kirchenjahres, und die Sonntagslesung aus dem Buch Hiob hatte es ebenfalls in sich. „Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und welkt, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht.“ Die Zeilen erinnern mich an einen Psalm, den wir in der Schule auswendig gelernt haben. „Die Tage des Menschen sind wie Gras, er blüht wie die Blume des Feldes. Geht der Wind darüber, so ist sie dahin, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr.“ Traurig, aber auch überaus poetisch. Gone with the wind. Diesmal spüre ich ihn auch deutlich, den Novemberblues. Die Welt ist so voller Leid, Krieg, Unruhen und Katastrophen. Venedig versinkt gerade in den Fluten, in Kalifornien und Australien wüten riesige, alles vernichtende Feuer, Südtirol liegt begraben unter Schnee. Offenbar versucht die Natur gerade, ihren schlimmsten Parasiten abzuschütteln. Manchmal fürchte ich, es könnte ihr bald gelingen.

All die stillen Tage! Am Ewigkeitssonntag nächste Woche wird der Toten des Jahres gedacht. Weiße Kerzen werden nach vorn getragen und feierlich entzündet, die Verstorbenen aus der Gemeinde beim Namen genannt. Eine Freundin ist in diesem Jahr gestorben, so rasend schnell und unvorhergesehen, dass wir uns nicht mehr verabschieden konnten. Sie war einfach plötzlich weg. Seitdem fehlt sie mir. Totensonntag, Tag der Trauer, Trennung und Melancholie. Irgendwie wirkt das Kontrastprogramm dazu in diesem Jahr auf mich besonders heftig. Die Erinnerungen an die Novemberpogrome in der vorigen Woche fanden am selben Tag statt wie die Feiern zum Fall der Berliner Mauer.

Die ersten Weihnachtsmärkte werden grade aufgebaut, der riesige Baum steht schon vor dem Dom. Im Rautenstrauch-Joest Museum ist noch der große Altar vom Dia de los Muertos zu sehen, dem mexikanischen Tag der Toten. Und schon seit Wochen wird bei Einbruch der Dämmerung irgendwo in Köln St. Martin gefeiert, mit Liedern, Laternen und Umzügen. Schade, dass die Schulen und Kitas der Viertel sich nicht zusammentun und gemeinsam einen „richtigen“ Laternenzug mit „richtiger“ Musik und einem „richtigem“ Martin und Martinsfeuer organisieren. Allein in der Innenstadt gibt es 33 Martinszüge! Der eigentliche Martinstag ist der 11. November, doch da sieht man hier vor allem bunt kostümierte Jecke, die mit viel Getöse und reichlich Alkohol den 11.11. feiern. Just an diesem Tag ist in Großbritannien Remembrance oder Poppy Day, und es wird der Opfer des Ersten Weltkriegs gedacht.

Letzten Freitag feierte dann auch die Schule direkt neben uns ihr Martinsfest. Für mich ist dann Heimwehzeit. Meistens ziehe ich mit oder stelle mich zumindest anschließend zu den Kindern ans Feuer, auch wenn es mich schmerzhaft an meine Kindheit und meine verstorbenen Verwandten erinnert, und ich mich dann besonders einsam fühle. Denn die Kinder hier kennen meine Lieder nicht, ihre Laternen sind nur matte Funzeln in Kunststofftüten, und der Kölner St. Martin ist nur ein blasser Schatten, wenn man die farbenprächtigen Züge am Niederrhein mit den eindrucksvollen „Fackeln“, den alten Liedern und dem prächtigem Feuerwerk zum Schluß gewöhnt ist. Diesmal war ich schon vorher so traurig, dass ich zu Hause blieb. Eine weise Entscheidung, denn das Martinsfeuer stank diesmal gottserbärmlich zum Himmel, häßliche erstickende Rauchwolken zogen zu uns herüber, und die Gartenluft war plötzlich zum Schneiden dick. Irgendwann stand ein Feuerwehrmann vor der Tür. „Bitte halten Sie alle Fenster geschlossen, der Rauch zieht leider direkt auf ihr Haus zu. Aber machen Sie sich keine Sorgen, wir haben das im Griff.“ Was in aller Welt war schief gelaufen? Woher kam dieser bestialische Gestank? Der Feuerwehrmann erklärte es mir. „Wir waren das nicht!“ Der Hausmeister hatte offenbar die glorreiche Idee gehabt, feuchtes Heu mit auf den Scheiterhaufen zu packen. Ich hätte nie gedacht, dass feuchtes Heu so scheußlich stinkt!

Blick in den Garten (BFL)

Ein trauriger Monat fürwahr, und doch schafft es die Natur jedes Mal wieder, ein letztes Mal in ihren leuchtendsten Farben zu schwelgen. Ich schaue aus dem Fenster und sehe zarte bis strahlende Gelbtöne, flammendes Orange, glühendes Rot, matt schimmerndes Messing und sattes Rostrot. Im Garten hängt noch erstaunlich viel Laub, der Hasel ist schon weitgehend ergilbt, doch der rote Perückenstrauch steckt noch in der Farbverwandlung. Er ist spät dran, aber es ist ja auch noch nicht wirklich kalt. Zwei Eichhörnchen kommen frühmorgens und verbuddeln Nüsse im Rasen. Ich biete den Vögeln jetzt wieder vermehrt Futter an, auch wenn sie mit jedem Jahr weniger werden. In den ersten Gartenjahren habe ich noch an die dreißig Vogelarten gezählt, inzwischen sind es vielleicht zehn. Heimchen gibt es auch keine mehr im Sommer, dafür hatten wir eine üble Rattenplage, an die ich lieber nicht zurückdenke. Die Biester saßen zeitweilig sogar auf den Fensterbänken und starrten neugierig ins Haus. Die Libellen werden von Jahr zu Jahr weniger, dafür nehmen die Zecken und Grasmilben rapide zu. In diesem Herbst haben wir keine Igel. Sonst waren es immer drei oder vier. Konrad, der große Igelmann, der wie gefroren mit eingezogenem Kopf stehen blieb, sobald er mich sah, ist im Sommer gestorben. Irgendetwas oder irgendjemand hatte ihn schwer verletzt, und mörderische Fliegenmaden gaben ihm den Rest. Die zutrauliche Igeline war nur im September ein paar Nächte hier und fraß gierig, dann blieb sie weg. Ob sie noch lebt? Ob sie ein anderes Igelhaus gefunden hat? Hier stehen vier, doch diesmal sind alle leer.

Vogelkuchen (BFL)

Ich mag meinen novembrigen Fensterblick. Der Holzapfelbaum hängst übervoll mit winzigen Früchten und leuchtet schon von weitem, der Wilde Wein klammert sich mit schwächer werdenden Fingern an Stein und Holz. Seine Tage sind gezählt, aber noch glüht er orange, feuerrot und rostbraun. Der Teich ruht seit einer Woche unter dem dünnen grünen Winternetz und ist jetzt hoffentlich gegen herabfallende Blätter und hungrige Reiherschnäbel gefeit, die Fische werden träge, und der Ahorn am Ufer trägt sein Zauberkleid. Die Erde riecht feuchter und modriger als im Oktober, und man muss aufpassen, dass man nicht ausrutscht. Blasse Pilze schießen aus dem Boden. Kiefernnadeln regnen herab. Und doch oder vielleicht gerade deshalb liebe ich meinen Garten in diesem Monat ganz besonders.

Wilder Wein (BFL)

 

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Neues aus Mausland: Vinny und Valentine

Vinny und Valentine (BFL)

Heute habe ich nach längerer Pause wieder meine alte Homepage mit dem  Mausblog bei wordpress aktiviert und möchte alle LeserInnen herzlich zu einem herbstlichen Ausflug nach Mouse Town einladen. Im aktuellen Beitrag werden die neuen Maushexen Vinny und Valentine von unserem hochbegabten kleinen Mauslandsreporter Stilton vorgestellt.

In der nächsten Zeit werde ich die Mäuse dort wohl wieder etwas häufiger zu Wort kommen lassen (ich habe es ihnen zumindest versprochen, und Versprechen muss man ja bekanntlich halten), zumal es Stilton und Mila inzwischen tatsächlich geschafft haben, ehrenamtlich als echte Mausreporter beim hiesigen Gemeindebrief tätig zu sein und dort vier Mal im Jahr eine eigene Seite mit Foto haben.

Momentan habe ich für den Mausblog noch keine eigene Domain, daher kann ich die wordpress-Werbung dort leider auch nicht abschalten. Noch haben die Mäuse mich nicht ganz davon überzeugen können, dass so was wirklich nötig ist, aber wir werden sehen…… Sie sind einfach so süß und liebenswürdig, dass ich ihnen kaum etwas abschlagen kann. Besonders an Halloween, wenn sie mich mit ihren komischen Kostümen überraschen. Die arme Mimolette hatte die ganze Zeit Riesensorgen, dass sie sich ihre rosa Schleife ruiniert, aber es ist zum Glück alles gut gegangen.

Der Link oben war nur für den Halloween-Beitrag, aber hier findet ihr die ganze Seite

Trick or Treat! (BFL)

 

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Oktoberland – mit allen Sinnen

Leaves (Thomas Millot/unsplash)

 

Mein Herbst schmeckt nach Halloween

Tag der Toten und gelben Chrysanthemen

Ringelblumen und Ahnenbildern

Zuckerschädeln und Papiergirlanden

 

Ahninnen (BFL)

Maternal ancestors (BFL)

 

Nach Ahornsirup und Indian Summer

Kartoffelsuppe und Pumpkin Pie

Feuerknistern und Marshmallows

Kandierten Äpfeln und Haselnüssen

 

Cat and Witch (Christina Hernandez/unsplash)

 

Nach Blätterwirbeln und feuchter Erde

Waldboden und Herbstzeitlosen

Eichhörnchenflug und Igelhunger

Zimtstangen und Gewürznelken

 

Besenecke (Jessica Furtney/unsplash)

 

Nach gemahlenen Pfefferkörnern und gerösteten Maronen

Tropfendem Wachs und scharrenden Besen

Grinsenden Kürbissen und leisen Sohlen

Schwachem Moder und erstem Verwesen

 

Spinnwebzart (Sam Valdez/unsplash)

 

Nach unruhigen Grablichtern und endlich Samhain

Sachten Moostritten und Kakao mit Sahne

Lila Herbstastern und lockenden Fliegenpilzen

Drudenfuß im Hag und Zauberstab in der Hand

 

The Witch is in (BFL)

 

Nach blassem Vollmond und Karamell

Gespensterhuschen und kichernden Kindern

Klebrigen Zuckerstangen und Katzenpfoten

Raschelnden Gruselkostümen und Mottenpulver

 

Skeleton Boy (Ksenia Makagonova/unsplash)

 

Nach Skeletten und wehenden Mumienbändern

Drachenatem und den Büchern von Ray Bradbury

Heiseren Flüchen und winzigen Mäuseschwänzen

Altweibersommer und brodelndem Kessel

 

Witches‘ Kitchen (Artem Maltsev/unsplash)

 

Nach Hag of Beara und uralter Cailleach

Rabenkrächzen und Fauchen vor der Tür

Matronenhain und Mother Maiden Crone

Nach früher Dunkelheit und später Dankbarkeit

 

Dancer (Joshua Newton/unsplash)

 

Nach Ingwerplätzchen und Stoppelfeldern

Herbem Cider und rauchigem Patchouli

Bittersweet und tiefen Wäldern

Cupcakes im Ofen und Fledermausflügeln

 

Daydreaming (Annie Spratt/unsplash)

 

Nach Kindheitserinnerungen und Nachtvolk

Hortensienkränzen und Traurigkeit

Vampirumhang und Nebelflüssen

Versengtem Laub und Regenschauer

 

Nebelwald (Ricardo Gomez Angel/unsplash)

 

Nach Wolldecken und schwarzem Lakritz

Füllfeder auf Papier und Kopf voll Ideen

Sandelholz und grünem Rasierwasser

Bitterorangen und goldgelbem Harz

 

Witch (Kayla Maurais/unsplash)

 

Nach Kiefernnadeln und Holzspänen

Tim Burton Filmen und Ohrenkneifern

Zitronenschale und lackiertem Sarg

Tannenzapfen und Pflaumenmus

 

Pumpkin Girl (Anita Austvika/unsplash)

 

Nach Spukhaus und verirrten Seelen

Kopflosen Reitern und knarrenden Dielen

Verlassenen Treppenhäusern und Bröckelmauern

Mitternachtskühle und Speicherstaubwolken

 

Pumpkin Head (Simone Garland)

 

Nach faulem Zauber und dem Inneren von Masken

Billiger Schminke und blutroten Nägeln

Getrockneten Kräutern und Zugvogelferne

Orangegelbweißem Corn Candy und Buttermais

 

Corn Candy (Dane Deaner/unsplash)

 

Nach Zuckerstangen und Trick-or-Treat

Pumpkin Spice and everything nice

Quittengelee und Mutters Strickmützen

Nächtlichen Küssen und Dunkelangst

 

Dark Lady (Salvador Altamirano/unsplash)

 

Nach Schokolade und Apfelstrudel

Monstern am Zaun und Tarotkarten

Hagebutten und stürzenden Flugdrachen

Ausgehobenen Gräbern und bretonischen Beinhäusern

 

Spiderweb (Pezibear/pixabay)

 

Nach Tau auf Spinnwebfäden und Nachtmahren

Kartoffelfeuern und Martin Bakers Cheese Cake

Verlorener Liebe und rostroten Samtvorhängen

Geöffnetem Kirchhof und haariger Tarantel

 

Leaf (Aaron Burden/unsplash)

 

Nach leeren Alleen und Rilkes Gedichten

Abschiedschmerz und Kerzenflackern

Tee mit Kandis und banger Erwartung

Stiller Heimkehr und unerwarteter Vollendung

 

Asleep (Anni Spratt/unsplash)

 

Nach träumenden Kindern und Märchenhäusern

Brüsseler Platz und Kitchener Avenue

Zerdrückten Wacholderbeeren und Mokka

Ewiger Vogelgöttin und tanzendem Bärenmädchen

 

Prepared (Joanna Kosinska/unsplash)

 

Nach Räucherwerk und Weihrauchküche

Kristallkugel und Sternenhimmel

Schwarzer Hekate und Steinkreisen

Thin places und Anderswelt

 

Little Witch (Paige Cody/unsplash)

 

Nach erster Umarmung und Liebesschwüren

Caudron of Changes, Feather on the Bone

Arc of Eternity, Ring around the Stone 

Endlosem Zauber und süßer Melancholie

 

Geheimnis (Linas Bam/unsplash)

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Halloween in Hornbeam Hollow – mit Kris Miners

Großvater Spitzmaus und sein Enkel, Buch-Detail (Kris Miners)

Ich entdeckte Kris Miners bei etsy (KrisMiners) und war auf Anhieb von seinen farbenfrohen Bildern begeistert, denn er liebt wie ich den Herbst und den Winter und außerdem auch noch Mäuse, Fliegenpilze und Halloween! Eine verwandte Seele also! In seinem Shop gibt es Karten, Sticker und hochwertige Ansteckpins aus Emaille. Den Kürbisraben musste ich natürlich haben – er hat am 31. Oktober seinen großen Auftritt.

In diesem Jahr ist Kris Miners‘ erstes Kinderbuch erschienen: „Hornbeam Hollow – The Hunt for the Halloween Pumpkin“. Es ist auch in Deutschland erhältlich, aber noch nicht übersetzt (ich kenne eine halloween-verrückte Übersetzerin, die das richtig gern übernehmen würde), doch die schönen Bilder erfreuen bestimmt auch hier viele kleine und große Kinder. Es ist gar nicht so schwer, Halloweenfans die Geschichte von Pygmy und Conker nachzuerzählen, die sich zusammen mit ihrem Großvater Shrew (das englische Wort für Spitzmaus) auf die Jagd nach dem schönsten Halloweenkürbis machen. Natürlich werden sie fündig, schnitzen ihm noch an Ort und Stelle ein spukiges Gesicht, damit er ihnen auch hell genug heim leuchten kann, laden ihn auf ihre Schubkarre und schieben ihn nach Hause. Zu Mama Shrew, die als Hexe verkleidet ist, und dem Riesenkessel mit leckerer Kürbissuppe. Aber auf dem Heimweg passiert noch allerhand. Hornbeam ist das englische Wort für Hainbuche, und die Idee zum Buch kam Kris, als er während eines Spaziergangs eine kleine Maus beobachtete, die in einen hohlen Hainbuchenstamm schlüpfte.

Detail aus dem Buch „Hornbeam Hollow“ von Kris Miners

Ich mag den Humor, die satten, leuchtenden, aber auch ganz zarten Aquarellfarben und die vielen Details, die es zu entdecken gibt. Zum Beispiel das winzige Käferchen, das als Mumie verkleidet mit ausgestreckten Ärmchen auf einem Grasstengel balanciert, oder die kleinen und großen Spinnen, die an Fäden schaukeln oder hoch oben auf Pilzen hocken, die baumelnden Fledermäuse, den Mond mit dem Kürbisgesicht oder die Hexenmaus auf dem Flugbesen. Und dann wäre da noch Pixie, das kleine Waldwesen mit dem Glockenblumenhut, eine Mischung aus Marienkäfer und Elfe, das die Mäuse unterwegs treffen. Sie kann fliegen und ein bisschen zaubern und weiß genau, wo man die allerleckersten Brombeeren findet. Sogar im Dunkeln! Wenn man nämlich auf ihr Näschen drückt, fängt sie an zu schimmern wie ein Glühwürmchen, so dass sie auch nachts gut zurechtkommt. Dazu muss man wissen, dass Kris eine niedliche kleine Tochter hat, die tatsächlich Pixie heißt. Im Buch kann man sogar eine Zeichnung finden, die sie selbst gemalt hat. Aber danach muss man natürlich suchen! Ich hoffe, dass es bald eine Fortsetzung gibt: „Hornbeam Hollow im Winter“ zum Beispiel, denn ich liebe Weihnachtsbäume und Schneebilder.

Kris Miners und sein Buch

Da der Vorname Kris in den USA vor allem ein Frauenname ist, sind viele amerikanische Miners-Fans ziemlich verblüfft, wenn sie feststellen, dass sich hinter dem Namen in diesem Fall eindeutig ein Mann verbirgt. Kris nimmt es mit Humor.

Seine Lieblingstiere sind übrigens Hunde, im Moment tollen gleich zwei temperamentvoll Möpse durchs Haus, aber er zeichnet trotzdem am liebsten Mäuse. Ich kann das gut verstehen! Meine eigenen Mäuse sind hochentzückt von seinen Werken, zumal er ihnen erlaubt hat, sie überall aufzuhängen, und so kommt es, dass man in unseren Maushäusern lauter „Mini-Miners“ entdecken kann. Ich habe den Mäusen sogar eine Kleinversion vom Buch machen müssen, damit sie endlich Ruhe gaben.

Kris Miners beim Zeichnen

Kris Miners in Action

Kris hat eine Homepage, auf der man seine Werke bewundern kann, und eine insta-Seite. Ich bin ja neuerdings selbst mit meinen Mäusen bei instagram (cheddarandmozzarella) und finde es immer wieder faszinierend, dort so viele Künstler aus allen Sparten und aller Welt zu treffen.

Vor einiger Zeit hat Kris seinen Fans Antworten auf ihre „frequently asked questions“ gegeben. „Warst du in der Schule gut in Kunst?“ zum Beispiel. Eigentlich nicht, schreibt er, was vor allem daran lag, dass sein Kunstlehrer eine merkwürdige Vorliebe für LÖFFEL (echt!) hatte und Kris das Motiv höchst langweilig fand. Kann ich gut nachfühlen. Meine Kunstlehrerin gab uns auch immer höchst seltsame Themen vor. Zum Glück mussten wir nie Löffel malen. Aber „Vater beim Rasieren“ war auch schrecklich. Die Umsetzung hat mir kein bisschen Spaß gemacht. Was Kris am liebsten malt? Kürbisse, Fliegenpilze, Mäuse und alles, was mit Herbst und Winter zu tun hat oder irgendwie geheimnisvoll ist. Berufe und Hobbys hat er übrigens ziemlich viele, unter anderem ist er Survival Trainer und liebt Ethnobotanik.

Kris zeichnet den Schneemann von Raymond Briggs

Zu seinen großen Vorbildern zählen Quentin Blake, Axel Scheffler, E.H. Shepard, Beatrix Potter und Jill Barklem. Vor allem aber liebt er Raymond Briggs (den mit dem Schneemann). Ich mag alle diese Illustratoren auch sehr gern und habe sogar eine Riesenausgabe vom Schneemann-Buch „on display“ in meinem Arbeitszimmer. Ganzjährig. Raymond Briggs hat Kris übrigens vor zwei Jahren höchstpersönlich eine Weihnachtskarte geschickt! Auf seinem YouTube Kanal kann man Kris beim Zeichnen zusehen und bekommt manch guten Tipp.

Auf die Frage, was ihn denn an Halloween so fasziniere, obwohl er doch gar kein Amerikaner, sondern Brite sei, erklärt er, dass seine Mutter es hervorragend verstand, diesen Tag für den kleinen Kris, der sich meistens als Dracula verkleidete, immer zu einem ganz besonderen Ereignis zu machen. Die schönen Erinnerungen und den besonderen Herbst- und Winterzauber seiner Kindheit versucht er jetzt an seine eigenen Kinder weiterzugeben. Ich würde die Familie liebend gern mal besuchen, denn im Hause Miners gibt es ein Hologram-Gespenst, ein unheimliches, blau schimmerndes Mädchen mit glühenden Augen, das plötzlich auftaucht, herumgeistert und wieder verschwindet.

Kleine Geister, Halloweenkarte von Kris Miners

Auf facebook hat Kris eine eigene Seite sowie eine muntere Fan-Gruppe „Kris Miners Illustration and Chat“. Im Moment dreht sich dort natürlich alles um Halloween!

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